Am Anfang war im Paradies die Welt noch in Ordnung...
Im Sommer waren mein Sohn und ich das
erste Mal am Wolfgangsee. Ich kenne ja nur die österreichischen
Berge oder Städte (ok, außer den Neusiedlersee, aber der ist schon
eher speziell). Daher wollte ich schon länger mal einen Urlaub an
einem österreichischen See verbringen. Eigentlich ist es egal wohin man fährt, alle sind schön: Achensee, Attersee, Bodensee, Faaker
See, Hallstädter See, Millstädter See, Mondsee, Traunsee,
Wörthersee, Zeller See...ihr seht die Auswahl ist riesig. Von A bis
Z ist alles dabei. Und fast alle mit wunderschönen Bergen drumherum.
Da ich zuvor eine Woche alleine (was
für ein Luxus!) Sonne am Gardasee getankt hatte, konnte ich mir gut
vorstellen noch etwas Zeit in Österreich zu verbringen und auch die
große Familienfeier in Graz damit zu verbinden.
Passte also alles perfekt. Das Wetter
war im vorhinein ein Traum. Fast immer 30 Grad bei strahlendem
Sonnenschein. Bei sengender Hitze fuhren wir also vollgepackt nach
Österreich: Von Badebekleidung und Sonnenhüten, Gummistiefeln und
Festbekleidung war alles dabei. Übermütig und völlig überhitzt -
wir fuhren nach dem erschöpfendem Packen um etwa 7 Uhr bei 23 Grad
los. Auf der Autobahn fiel mir ein, dass ich keine
Jacke eingepackt hatte. Ach, egal. Ist so ein Traumwetter...schließlich machen
wir Badeurlaub...
Zwei Tage hatten wir grandioses
Badewetter. Oder waren es zweieinhalb? Kind selig plantschend im
seichten Badesee, Mama glücklich bei Sonnenschein. Alles perfekt.
Leider kamen Wolken auf. Erst war ich
noch guter Dinge. Wird schon. Nun, wurde leider nicht.
Es wurde eher immer schlechter,
nebliger und kühler. Ich hatte wohl die schlechteste Woche im Sommer
erwischt. Vor allem wurde mir kalt so ohne Jacke...und meine
Wanderstiefel hatte ich im Keller auch vergessen. Aber das war ja
jetzt auch schon egal. Ich wechselte von Flipflops zu meinen Stiefel
(die hatte ich Gott sei Dank mitgenommen) und das Kind von barfuß in die
Gummistiefel.
Dem Kind machte das nichts aus. Tralala. "Du weißt ja, Mama, ich mag's lieber kühler und schattig."
Ja, ich weiß. Mhhpf...
Ein paar Ausflüge unternahmen wir, um die Zeit zu vertreiben und haben u.a. auf der Alm diese wunderbare Mutterkuh mit ihrem kleinen Kalb entdeckt. Sicher eine halb Stunde standen wir da. Schauten ganz ruhig zu, wie es trank, um dann davonzuspringen. Durchgefroren setzen wir uns in die Almhütte und aßen eine heiße Grießnockerlnsuppe.
Aus Langeweile bemalte sich das Kind im Hotel die Beine. Und wir - bzw. ich - hüpfte mir zeitweise die schlechte Laune weg.
Leider werde ich ja bei schlechten
Wetter leicht jammrig, muß ich zugeben. Ganz besonders im
Sommer. Da hatte die Woche Sonne am Gardasee leider nichts ausrichten
können. Kind war genervt von meinem Gejammere, ich genervt vom
Wetter.
„Komm Mama, wir gehen zu den Ziegen“,
sagte mein fünfeinhalbjähriger Sohn, als ich maulend im Bett lag.
Wir hatten vertauschte Rollen. Ich, ein grantiges Kleinkind (wegen
de schlechten Wetters), mein Kind, Herr der Lage. Zu meiner
Verteidigung, so ist es nicht immer. Eher sehr selten.
Diese Ziegen hatten wir auf einem schönen Gasthof entdeckt, der einige Tiere im hinteren Waldstück hielt. Auch Hirsche und Rehe.
Das Vergnügen hätte für ihn nicht größer sein können.
Ohne Scheu fütterte und streichelte er mit Hingabe alle Ziegen, selbst die "Chefziege", die ungeduldig mit ihren Mordshörner gegen das Gatter donnerte.
Aber trotz aller Ziegen, Esel, Hotelbetten-Rumgehopse, Steinewerfen und lecker Essen. Ich war wieder Herrin der Lage und entschied mich nach 4 Tagen Nieselregen und immer kühler werdenen Temperaturen für Plan B: Abreise!
Wir brachen also auf und fuhren früher, als geplant nach Graz. Auf dem Weg zur Autobahn verfuhr ich mich, wobei wir zufällig eine Wiese mit einer Eselfamilie und einem Eselbaby entdecken. Dieses süße Eselchen versöhnte mich mit dem Ende unseres etwas in Wasser gefallenen Badesee-Urlaubs.
Unds so kam ich auf die Idee zu Hause eine Pizza mit Ziegenkäse und Wirsingpesto zum machen, die jetzt zusammen mit dem Post schöne Erinnerungen weckt.
Rezept
Ziegenkäsepizza mit Wirsingpesto
Für die Pizza
250 g Weizenmehl
150 g Hartweizengrieß
25 g frische Hefe
etwas weniger als ¼
l lauwarmes Wasser
1
TL Salz
Pastamehl
zum Bearbeiten
1 Rolle Ziegenfrischkäse
Wasser mit der Hefe vermischen und mit 2 EL der Mehlmischung verühren. Zugedeckt 30 Minuten gehen lassen. Zum restlichen Mehl das Salz geben, vermischen und die Hefemischung darunterkneten, bis ein elastischer Teig enstanden ist. Mit einem Küchenhandtuch abdecken und an einem warmen Ort 2 Stunden gehen lassen.
In der Zwischenzeit das Wirsingpesto zubereiten.
Für das Wirsingpesto
160 g Wirsingblätter
70 ml Olivenöl
35 g Cashewkerne
35 g Pinienkerne
1 große Knoblauchzehe
1-2 EL Limettensaft
2 EL Quinoaflocken (alternativ:
Haferflocken)
40 g Parmesan, gerieben
1 TL Salz
Pfeffer
Wirsingblätter sorgfältig waschen und
abtrocknen. Den Strunk entfernen (den Rest des Wirsings und die
übriggebliebenen Strünke für einen Wirsingeintopf aufheben) und in
dünne Streifen schneiden. Nüsse in der Pfanne ohne Fett rösten,
so wird das Aroma intensiver.
Nun zusammen mit den restlichen Zutaten
in einen Blender/Moulinex/Omiblend geben und kräftig durchmixen. Wem
es zu sämig ist, der gibt noch etwas mehr Olivenöl hinzu.
Weiße Pizzasauce
2 Schalotten
40 g Butter
3 Knoblauchzehen
1 TL Mehl
200 ml Sahne
½
TL Salz
Pfeffer
3
Zweiglein Thymian
Schalotten schäalen und fein würfeln. Butter in einer Pfanne schmelzen lassen und die Zwiebeln darin goldgelb dünsten. Knoblauchzehen mit einer Presse hineindrücken. Mehl einstreuen und gut einrühren. Dann die leicht erwärmte Sahne hinzuügen. Mit Salz, Pfeffer und Thymianblättern würzen.
Nun den Pizzateig in 4 Teile teilen und mit etwas Mehlmischung zu einem sehr dünnen Fladen rollen. Backofen mit dem Blech auf 250, besser auf 270 Grad vorheizen. Ziegenkäse in dünne scheiben schneiden.
Wenn der Ofen und das Blech schön aufgeheizt sind, Blech herausnhemen auf den Herd stellen und den Fladen darauflegen. Pizzasauce dünn darauf verteilen. Dann einige Ziegenkäsescheiben und einige Klekse Pesto.
Schnell wieder in den Ofen geben und etwa 8-10 Minuten knusprig backen. Immer nur eine Pizza auf einmal backen.
Viel Spaß und gutes Gelingen!