Wenn ich Richtung Süden fahre und
irgendwann vom Flachland ins Hügelland, vom Hügelland ins Bergland
komme, geht mir das Herz auf. Ganz tief da drin rührt sich was. Es
fühlt sich an wie nach Hause kommen. Wenn ich die Berge sehe, die
grünen Wiesen mit den Heuschobern, die Kirchtürme mit den
Zwiebeltürmchen, die Luft atme – ja die Luft ist definitiv anders
(ich bilde mir ein schon an den Autobahnraststätten) – breitet
sich ein Wohlsein aus, ein wahrhaftiges Glücksgefühl.
Im Speziellen fühle ich mich so wenn
ich Richtung München und natürlich nach Österreich fahre. Auch
wenn ich nie in München gelebt habe, ist diese Stadt ebenso wie
Österreich im Allgemeinen meine Ur-Heimat. In München haben meinen
Großeltern – ich glaube 50 Jahre gelebt – hier ist mein Vater
aufgewachsen, hier ist mein Bruder groß geworden, hier haben meine Eltern gelebt bevor ich geboren wurde ich verbinde hier schöne Kurzurlaube oder Zwischenhalte während meiner Kindheit und
Jugend. Das Haus ist zwar verkauft, aber den bestimmten Geruch im
Hause meiner Großeltern, habe ich irgendwie immer noch in der Nase.
Genauso wie das Kümmelbrot und die selbstgemachte
Hagebuttenmarmelade meiner Großmutter. Ich kann mich an jede Ecke
dort genau erinnern. Manche Gegenstände finden sich jetzt in meinem
Zuhause und das ist schön, wie zum Beispiel ein vom meinem Opa weiß
gestrichener Hocker mit Klappe oder die große verzierte Decke, die
nun bei uns auf dem Klavier liegt oder die kleine blaue Milchkanne
mit der abgesprungenen Kante, in dem morgens die Milch auf unserem
Frühstückstisch steht.
Mit München verbinde ich aber nicht
nur meine Großeltern, sondern auch herzallerliebste Freunde. Wir
sehen uns selten, aber wenn doch, ist es als hätten wir uns gestern
gesehen. Ich liebe so etwas! Und diese Herzlichkeit, diese
Gastfreundschaft! Diese tolle Familie habe ich eng in mein Herz
geschlossen.
Und diesen Sommer war es wieder soweit.
Ich bin kein Langstreckenfahrer und diese 580 Kilometern nagen immer
an meiner Aufmerksamkeit und so hatte ich mich 100 Kilometer vor
München an einem Parkplatz ein Nickerchen gemacht – auf dem
Lenkrad. Danach ging's munter weiter mit etwas schiefen Nacken. Egal.
München winkt.
Mei, ist des wieder schee hier! Am
nächsten Tag zeige ich Julius München. Als erste Tat gehe ich
vormittags mit Julius zum Franziskaner Weißwurst essen. Julius liebt
Weißwürste und Brezn. Ich auch. Und hier schmecken sie einfach am
besten. Ich zeige Julius den Viktualienmarkt. Hier gibt’s
ordentlich was zum zum Gucken. Wir kaufen zum Abendessen frisches
Sauerkraut, Oliven, eine halbe Melone und Erdbeeren. Zum Abschluß
gibt’s für jeden eine frischen gepressten Saft. Beim Hugenhubel
kaufen wir noch Urlaubsbücher: Romane für Mama, Bilderbücher fürs
Kind. Das Glockenspiel am Marienplatz spielt uns ein Liedchen,
während wir ein Eis schlecken. An der Isar entlang fahren wir mit
dem Bus wieder zurück und sitzen noch bis spät Abends am
Spielplatz, wo die Kinder barfuss laufen und (manche) Eltern mit
einem Weissbier den Sommer geniessen.