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Foto: Michael Wiegmann |
Damals war es für mich das erste Mal.
Und es war unglaublich! Ich war 26 und kam erstmalig in den Genuß zu
einem Essen eingeladen worden zu sein, dessen Gastgeber nicht nur
vorzüglich kochen konnten, sondern deren weiblicher Part Sommeliére
war. Was war das für ein sagenhafter Gaumenschmaus zu den einzelnen
Gängen den passenden Wein zu trinken! Ich war so was von fasziniert
von der Kunst, sehr gutes Essen durch sehr gute passende Wein toppen
zu können. Nicht das ich in meinem damals bisherigen Leben nicht
schon hervorragende Weine kosten hätte dürfen, aber das feine
Zusammenspiel von Speisen und Weiss-, Rosé-, Rot-, Dessertweinen kam
einer Explosion meiner Sinne gleich.
Man sollte jetzt nun annehmen, ich
könne mich wenigstens noch an die einzelnen Gänge erinnern, hüstel,
aber wir hatten zu fünf bei vier Gängen sechseinhalb Flaschen
geleert plus zwei Crémant zum Reinkommen. Ich erinnere mich noch
dunkel, dass das eine beachtliche Menge Alkohol gewesen sein mußte,
bevor ich selig ins Bett sank. Zur Verteidigung der halben geleerten
Flasche muß ich sagen, dass es sich um den Dessertwein handelte, ein
vorzüglicher Tropfen, aber wir konnten nicht mehr. Und: Nachtrag
zwei: ich erinnere mich während des Schreibens an den Hauptgang. Es
war Hirsch in einer Sauce aus 80% Kakao. Vor 11 Jahren noch nicht
sehr geläufig, aber damals schon sensationell, zusammen mit dem
Rotwein. Ahh.
Es sollten nun besagte 11 Jahre
vergehen, bis ich wieder in ähnlichen Genüssen schwelgen dufte. Und
das kam so. Wie Ihr vielleicht vor einigen Wochen gelesen habt, bekam
ich im Auftrag des Weinverbandes InterOc die Gelegenheit Gastgeberin
eines Wein,- Koch,- und Fotografie-Workshops für Blogger in Köln zu
sein. Und das in den Privaträumen der Sommeliére und Besitzerin des
Vintage Claudia Stern. Freudig und sehr geehrt sagte ich zu und das
Glück nahm seinen Lauf.
An einem bitterkalten Samstag Ende
Oktober war es soweit. Nachdem ich die äußerst eleganten
Lederschuhe an den Füßen von Pascha Pourian, der Koch, der uns in
den Morgen hineinkochte, hatte ich sofort gute Laune. Ein Koch mit
solchen stilvollen Lederschuhen – das kann nur ein guter Tag
werden. So stilvoll! Ja, Kunst und Koch gehören zusammen. So ist
das! Natürlich will ich ihn nicht auf seine Schuhe reduzieren.
Dieser Mann kochte für uns folgende Köstlichkeiten im Stile einer
echten Fingerfoodparty:
"Oreo-Keks"
von Schwarzbrot und Ziegenfrischkäse
Tramezzini
mit Curry-Frischkäse & Hähnchenbruststreifen
Lolly
von Thunfischtataki, Traube, Ciabatta und Rosmarin
Taboulé
mit Walnuß, Kürbis und Minzjoghurt
Parmesanschaumsuppe
mit Grissini und Serranoschinken
Reibekuchen
mit gegrillten Mettenden und frittierten Zwiebelringen
Chorizo
und Gamba mit karamellisiertem Pfeffer-Apfel
Lammkotelett
mit Auberginenmus & krossem Speck
Rotbarbenfilet
mit Caponata & Zartbitterschokolade
Mini-Ofenkartoffel
mit Rinderfiletstreifen und Champignons gefüllt & Sour Cream
Glasnudelsalat
mit Hoisin Sauce und gegrilltem Hähnchen
Gebackene
Kataifi-Banane mit Schokoladensauce
So
jetzt muß ich aber noch mal einen Gang zurückschalten, denn diese
ganzen Zaubereien gab's ja nicht alle auf einmal und auch nicht
während des Fotografierens. Die mußte man sich schon erarbeiten.
Nachdem alle Teilnehmer, Foodblogger und Food-Journalisten
eingetroffen waren und man sich mit herzhaft belegten Brötchen und
einem Cappuccino stärkte, starteten wir mit der Theorie der
Foodfotografie.
Nachdem
ich gut eineinhalb Stunden einen Crashkurs zu Themen wie manuelle
Belichtung, Licht und Bildkomposition gab und darüber hinaus einen
kleinen Exkurs in die komplexe Welt der Getränkefotografie, durften
die Teilnehmer an die Requisiten. In kleinen Grüppchen scharte man
sich nun um Gläser, Teller, Schüsselchen, Brettchen, Servietten und
los ging's. Jedes Grüppchen, bestückt mit einem Oreokeks, machte
sich auf in die Welt der Foodfotografie. Styroporplatten und schwarze
Pappen waren die begehrtesten Teile dieses Tages.
Da
der Morgen sich schon zu einem späten Mittag hinentwickelt hatte,
und die Weine schon schön temperiert waren, konnte man sich hier
schon eine Kostprobe genehmigen. Mein erstes Glas sollte mit dem Rosé
befüllt werden. Der 2011 Pays d'Oc IGP, Cuvée du Poirier des
Rougettes, Domaine d'Aigues
Belles. Ein fruchtiger Wein, wunderbar um einen schönen Nachmittag
einzuläuten (außer man bevorzugt Tee um diese Zeit).
Während
alle so richtig schön bei der Sache waren, kochte Pascha Pourian
einen kleinen Gang nach dem anderen und der Raum füllte sich mit
allerlei verlockenden Mittelmeerdüften. Dann und wann wehte ein
arabisches Lüftchen und mit Reibekuchen
mit gegrillten Mettenden und frittierten Zwiebelringen kann man sich
sowieso in jedes Kölsche Hätz kochen.
Als
die dringenden Fragen während des Schaffensprozesses beantwortet und
die Fotos im Kasten waren, begann der Teil, der den Tag (für mich)
zu einem Ereignis werden ließ: die Weinverkostung. Ein
Geschmackserlebnis. Es waren sicher über 2 Stunden, es hätte noch
ewig so weiter gehen können, erzählte uns Sommeliére Verena Herzog
in schillernden Farben und mit hinreissender Leidenschaft über die
Weine des Pays d'Oc, eine
Wein- und Genussregion im südfranzösischen Languedoc-Roussillon.
Zu jedem Gang, der da hinter und neben unserer Rücken den ganzen Tag
entstanden waren und vor der Kamera ausgeharrt hatten, brachte uns
Frau Herzog einen passenden Wein dar. Meine ganz persönlichen
Träume, einige werde ich sicher fürs Weihnachtsfest besorgen - und
vorher trinken, waren:
Gold:
Thunfischlolly mit Traube und Ciabatta mit 2011 Pays d'Oc IGP, La
Lionne Blanc, Domaine de l'Engarran – so frisch und knackig zu
dem festen Fleisch und der süßen Traube. Ne Wucht!
Zweites
Gold: Taboulé mit Walnuß, Kürbis und Minzjoghurt mit 2011 Pays
d'Oc IGP, L'Autre Blanc, Domaine d'Aigues Belles. Ich bin kein
Tabouléfan und daher höchste Punktzahl für die Kreation, die mein
Herz erobert hat. Dieser Weisswein harmoniert gekonnt zu Kürbis,
Minze und Walnüssen. Ein Herbstgedicht!
Nochmal
Gold: Parmesanschaumsuppe mit Grissini und Serranoschinken. Schon
nachmittags kann ich den trinken, siehe oben, aber zu der
Leichtigkeit der Suppe der Rosé 2011 Pays d'Oc IGP, Cuvée du
Poirier des Rougettes, Domaine d'Aigues Belles eine
Offenbarung.
Schon
wieder Gold: Gebackene Kataifi-Banane mit Schokoladensauce mit 2010
Pays d’Oc IGP, Saveur d’Automne, Les Vignes de l’Arque. Mon
dieu! So kann man den Tag zuende gehen lassen.
P.S.: Falls jemand nun denken sollte ich habe vier Mal Gold gegeben, weil
ich nicht ganz bei Sinnen war, stimmt das nur zum Teil. Ich war nicht
ganz bei Sinnen, aber vier Mal Gold ist kein Irrtum.
Wie
das so bei Weinverkostungen ist, man trinkt den Wein eigentlich nicht
aus, nimmt nur ein oder zwei Schlucke und spukt ihn galant in ein
Gefäß. Ich hab immer das Glas ausgetrunken. Zu schade zum
Ausspuken. Aber bei professionellen Weinproben kann man sich solche
Sentimentalitäten nicht leisten, wenn man sich den Abend über noch
angeregt unterhalten will. Also ich war äußerst guter Dinge. Und
ich mußte ja nur zuhören und genießen. Und Glas schwenken (hab ich
nun endlich gelernt – aus dem Handgelenk). Das schaffe ich.
Dies
hab ich übrigens neben anderen interessanten Dingen gelernt: um
einen Wein beschreiben zu können, bedarf er eingehender Betrachtung
und Verkostung. Zuerst
prüft
das AUGE die Klarheit und die Farbe des Weines
dann
ist die NASE dran, sie nimmt den Geruch durch Schwenken des Glases
wahr
danach
prüft die ZUNGE den Geschmack
und
zu guter letzt wird der nachdauernde Eindruck, der ABGANG, des Weines
getestet.
Und am Ende sieht es so aus, wie es
sich für einen gelungen Abend gehört: Spül steht in der Küche!
Und das macht's grad so gemütlich. Schön war's! Ein rundum
gelungener Tag! Danke schön an alle Teilnehmer, an Pascha Pourian &
Co., Verena Herzog und die lieben Organisatoren rundherum.
Um den Eindruck ganz rund zu machen,
habe ich für Euch noch die ganzen anderen schönen Stimmen und
Eindrücke der Teilnehmer, die diesen Tag auf ihren Blog gebannt
haben. Viel Spaß beim Lesen und Blättern ;)
À bientôt,
Eure la petite cuisine