„Ich bin jetzt 4! Ich bin jetzt
groß!“
„Ja, mein Baby“, füge ich in
Gedanken dazu, hüte mich aber davor es laut zu auszusprechen.Ich würde mir nur Ärger einhandeln.
Denn dann müßte ich mir anhören,
dass er ja kein Baby mehr sein, sondern ein Kind.
„Das kannst Du mir lange erzählen“,
denke ich dann vor mich hin. Du wirst immer mein Baby sein. Noch darf
ich das beim Kuscheln und ins Bett bringen sagen, aber ich gebe mich
keiner Illusion hin, dass das auch bald vorbei sein wird.
Da ich die Jüngste unter meinen
Geschwistern bin, werde ich auch noch mit 50 „die Kleine“ sein.
Meine Mutter, als jüngste unter ihren Geschwistern ist mit 78 Jahren
genauso noch „die Kleine“. Ja, so ist dann nun mal. Und wir
werden auch immer Kinder unserer Eltern bleiben und bitte
nicht aufhören Kind zu bleiben und auf unser inneres Kleines zu
hören.
Immer nur erwachen sein ist nämlich auf die
Dauer sehr ermüdend. Nicht nur mache ich gerne sehr Grimassen (liegt in der Familie, hat meine Oma gerne gemacht, meine Schwester tut's und mein Bruder genauso gerne) hüpfe mit
einem Topf auf dem Kopf durch die Wohnung, zeige Julius meine lang
gezogenen verwuschelten Socken, wenn die aus dem Stiefel kommen,
spiele Balu, der Bär, auf dessen Bauch man sitzen kann, spiele Verstecken und Fangen auf dem Spielplatz (auf dem
es eigentlich keine Versteckmöglichkeiten für große Leute gibt, daher ungünstig, aber umso lustiger),
mache mit ihm Picknick im Bett, hüpfe in Pfützen (allerdings mit
Gummistiefeln), tanze mit ihm kinderliedersingend durch die Wohnung,
ziehe mir mein Hemd so über den Kopf, dass es an der Stirn
hängenbleibt und die Ärmel an den Ohren herabhängen (so wie Abends
bei ihm) und stehe dann zusammen mit ihm vor dem Spiegel und lachen. Das alles mache ich nicht nur, damit er lächelt,
lacht oder sich vor Lachen auf dem Boden kugelt, sondern, weil ich
selber so viel lachen muß und solch eine kindliche Freude wie sonst
nirgends empfinde.
Und für dieses innere Kind und
natürlich auch für Julius und die Kindergeburtstagskinder, habe ich
mir in den dickschädligen Kopf gesetzt ein Puppentheater zu bauen.
So neben dem Arbeiten und dem Alltag und so. Eigentlich war nur das
Anfangen schlimm (und fast wäre ich mit dem Holzzuschneider im Baumarkt was Trinken gegangen, weil der mir wirklich soo nett alles zugesägt hat), der Rest hat Spaß gemacht und konnte in vielen
kleinen Schritten erledigt werden, wenn Söhnchen schlief.
Eine Gaudi war schon das
Kasperlgeschichte-schreiben.
Hier ein kleiner Auszug:
…
Kasperl: „Also
ich warte auf die Gretel! Wir wollen nämlich zu Julius
Geburtstagsfest...“
Ach, da kommt die Gretel ja!“
Gretel
(kommt von rechts auf die Bühne): „Hallo Kasperl. Komm
helf' mir mal. Der Korb für den Kindergeburtstag ist sehr sehr
schwer.
Kasperl:
„Was ist denn da drin?
Schaut hinein. Zieht eine Karotte
heraus.
Kasperl:“Ihhh,
was ist das denn? (Zeigt es den Kindern)
Und damit sollen wir
zum Kindergeburtstag? (Zu den Kinder): „Mögt
Ihr so was?“ (Wirft die Karotte im hohen Bogen weg)
Gretel:
Komisch, wie kommt die denn da rein? (Kratzt sich am Kopf).
Aber schau, was da noch drin ist.
Beide greifen in
den Korb und zeigen die tolle Schokolade.
Beide:
„Oh, lecker! Da ist gaaanz viel Schokolade drin!“
Beide schnaufen und ächzen, während
sie den Korb in die Mitte der Bühne ziehen.
Gretel:
„Jetzt bin ich aber müde. Komm Kasperl lass uns ein wenig
ausruhen.“
Sie setzen sich hin RECHTS
vom Korb hin....
Kasperl:
„Ja, gut. Wir dürfen aber auf keinen Fall einschlafen, ja?“
Gretel:
„Mhhh.“
...und schlafen kurz darauf ein.
...
Nun, die Aufführung mit 5minütiger
Probe war ein voller Erfolg. Meine Schwester (alias Gretel und
Krokodil) und ich (alias Kasperl und Räuber) haben uns weder die
Arme verknotet, noch hinter der Bühne einen Lachanfall oder einen
Krampf im Fuß bekommen; und es ist eng hinter so einer Kasperlbühne.
Aber am Abend bin auch ich müde, nach
so viel kindischer Dollerei. 12 Stunden habe ich nach dem
Kindergeburtstag geschlafen. Kind sein macht also auch müde. Ergo
ist Kindsein und Erwachsensein gar nicht sooo weit voneinander
entfernt.
Auf den Unfug und das Lachen!
* * *