Wir wollen alle viel. Und das am besten
möglichst schnell.
Wir wollen viel an einem Tag erledigt
kriegen.
Wir wollen schnell noch einkaufen oder
schnell noch kochen oder irgendetwas anderes.
Wir wollen dies und das haben.
Wir wollen erfolgreich sein.
Wir wollen geliebt werden.
Wir wollen also hübsch, schlank und
gesund sein, dabei geliebt werden und nebenher eine wunderbare/r
Mutter (oder Vater) von ein, zwei, drei ebenso hübschen, gesunden
und geliebten Kindern, ein/e gute Ehefrau (guter Ehemann), eine
aufmerksame/r Freundin (Freund) sein und obendrein noch erfolgreich
im Beruf sein, oder in dem, was wir uns zum Ziel gesetzt haben.
Wollen ist an sich nichts Verkehrtes.
Wollen spornt an, Ziele zu verwirklichen. Die Frage ist nur was
wollen wir, wie viel und wie schnell. Oft ist es nicht das, was uns
gut tut, meistens eben zu viel desselben. Alles soll perfekt sein.
Und meisten sind wir im Stress dabei.
Liebes Leben, bitte funktioniere wie am
Schnürchen, ja? Ein bißchen viel verlangt, oder?
Ich habe dieses Jahr viel gewollt und
viel bekommen. Ich bin viel gereist, habe viel gekocht, viel
fotografiert, viele Emails geschrieben, viel telefoniert und
erledigt...Es war ein tolles, aufregendes Jahr mit fantastischen
Herausforderungen und Erlebnissen. Meistens erhält man viel bei
großem Einsatz. Aber zu welchem Preis? Alles auf einmal geht selten
lange Zeit gut. Irgendetwas bleibt unweigerlich auf der Strecke.
Bei mir war es die Gesundheit. Und
mangelnde Zeit für die Familie, die ich durch noch mehr nächtliches
Arbeiten ausgleichen wollte. Und irgendwie hing mir dabei immer die
Zunge um den Hals. Seltsam.
Soviel ich in der einen Hälfte des
Jahres gearbeitet habe, soviel habe ich in der anderen Hälfte
(krank) im Bett gelegen. Und hatte Zeit zum Nachdenken. Weniger gute
Tage können auch etwas Reinigendes haben.
Ich habe also nachgedacht, habe Rat
gesucht und Bücher gekauft.
Das Ergebnis, welches noch nicht
vollkommen ausgreift ist, besteht schon länger vage im Kopf, aber
die Erkenntnis dessen ist nicht weniger schwierig, als die Umsetzung
eine große Kraftanstrengung ist. Denke ich. Denn die Umsetzung habe
ich mir für das kommende Jahr vorgenommen. Und ich werde mich nicht
von mir selbst hetzen lassen oder unter Druck setzen. Wenn ich ein
Jahr brauche, dann brauche ich halt ein Jahr dafür. Besser als nie.
Was ist nun mein Ergebnis?
Es hört sich plausibel an und ist doch
so schwer: Ich möchte mehr Sein und weniger Wollen. Mit diesem
Wunsch schaue ich voller Erwartung und Hoffnung in das Jahr 2013.
Beginnen werde ich, vielmehr wir, mit
einer Entrümplung unseres Zuhauses. Entlasten vom materiellen Müll.
Denn in einem vollgestopften Heim können die Gedanken nicht fließen.
Schon allein das wird einige Zeit in Anspruch nehmen.
Ein weiterer, mehr spiritueller Ansatz,
ist das Thema der Selbstliebe, etwas, mit dem sich fast alle Menschen
schwer tun. Schon das Wort weckt mulmige Gefühle: Selbstliebe. Das
darf man doch nicht. Oder vielleicht doch? Ich hatte im Juli schon mal ein bißchen darüber geschrieben, mit mir der gute Mr.
Chaplin. Wir kennen doch alle diese Sätze: „Denk nicht immer nur
an Dich“, „Du bist so ein Egoist“, „Mit Ich fängt man
keine guten Sätze an“, „Eine Mutter denkt immer zuerst an ihre
Kinder“, „Der Esel nennt sich immer zuerst“. Und so weiter.
Pah! Also ICH muß jetzt mal an mich
denken. Ich muß nicht entgeldlos arbeiten, ich muß keinen perfekten
Haushalt führen, ich kann auch mal auf dem Sofa liegen, wenn das
Kind im Kindergarten ist, ich muß nicht immer alles verstehen, ich
muß nicht immer für alle da sein, ich muß nicht
zweiundzwanzigkommadrei Dinge am Tage erledigen, ich muß nicht immer
supergesund kochen. Ich bin ohne das alles auch ein ganz netter
Mensch. Haha, darauf muß man erstmal kommen. Und das dann auch
umsetzen, ohne schlechtes Gewissen. Denn alles andere ist Käse.
Da ich mich ja jetzt bald lieber mag
muß ich Dinge auch nicht mehr möglichst schnell abarbeiten. Denn
wenn ich das tue, hetze ich mich nur ab und das will ich ja nicht
mehr. Ich möchte also versuchen meinem alltäglichen Leben mehr
Achtsamkeit entgegenzubringen. Wie das geht?
Nicht immer zwei oder mehr Schritte
vorausdenken.
Hier und Jetzt sein.
In vollen Bewußtsein essen oder Auto
fahren oder irgendetwas anderes tun.
Mit Bedacht den Tag beginnen.
Und mit Liebe den Tag beenden.
Und wenn man das mal nicht schafft,
nicht verzagen und mit sich selbst wieder hadern.
Das ist alles nicht einfach für mich
und für viele andere Menschen sicher auch nicht. Aber es ist ein
Anfang. 2004 habe ich in Wien das erste Mal erfahren, dass der
Buddhismus mir viel gute Energie geben kann, als ich einen Kurs in
der Theravada-Schule gemacht habe.
Der Kursleiter, Österreicher und Mönch, war so was von unaufgeregt
und unesoterisch, dass ich all meine Bedenken und Vorurteile schnell
abgelegt habe. Das buddhistische Zentrum in Köln hingegen ist nicht
so mein Fall - also zumindest die Lehrer. Bei übermässiger Esoterik
flüchte ich. Das war 2007 oder so.
Um mehr auf mich zu achten und
verantwortungsvoll mit meinen Körper umzugehen, werde ich einen
Yogakurs besuchen. Da fiel mir doch vor einigen Wochen beim
Blumenkaufen ein hübscher Flyer in die Hand mit einer kleinen feinen
Yogaschule ganz in der Nähe. Darauf freue ich mich schon sehr. Und:
nicht mehr so spät ins Bett gehen!!
Wer jetzt denkt ich wäre einer
ominösen Gruppe oder so beigetreten, den muß ich enttäuschen. Dies
alles sind meine ganz eigenen Gedankenprodukte eines langen Jahres,
vornehmlich in der letzten Hälfte, die jetzt schon beginnen sich zu
entfalten und nächstes Jahr voller Energie und guten Mutes umgesetzt
werden. Ich bin schon sehr gespannt auf die Auswirkungen. Ehrlich
jetzt!
Ich wünsche Euch allen ein
glückliches, harmonisches und gesundes neues Jahr mit einem bißchen
mehr Sein und weniger Wollen.
Von Herzen, Eure la petite cuisine
Wen es interessiert – die Bücher:
Maren Schneider: Crashkurs Mediation
(mit CD). Anleitung für Ungeduldige. Ohne Schnickschnack, 2012 SUPER
Thich Nhat Hanh: Jeden Augenblick
genießen. Übungen zur Achtsamkeit, 2004 SEHR GUT
Cordula Nussbaum: Organisieren Sie noch
oder leben Sie schon? Zeitmanagement für kreative Chaoten, 2012
SUPER
Saft Nidiaye: Liebe ist mehr als ein
Gefühl, 2009 (Etwas esoterisch, aber ganz gut.)
Nina Pauer: LG ;-) Wie wir vor lauter
kommunizieren unser Leben verpassen, 2012