Wenn ich Rhabarberblätter sehe muß ich immer daran denken wie ich als – ich glaube Sechsjährige – mit meiner besten Freundin „Nils Holgersson und die Wildgänse“ gespielt habe. Und das kam so: im Garten meiner Eltern wuchs ganz viel Rharbarber und wenn er reif war und meine Mutter die Stiele für Blechkuchen verwendete, durften wir Kinder die riesigen gekräuselten Blätter haben, die wir uns um die Arme banden. Eigentlich war es vielmehr ein Wildgänse-Spiel als ein Nils-Holgerson-Spiel. Aber egal. Und wenn wir nach so vielem anstrengenden Fliegen und Flattern wieder gelandet waren, gab es warmen Rhabarber-Blechkuchen mit einem Glas Milch.
Heute bin ich groß und Rhabarber wächst auch in unserem wilden Garten. Ich wickle mir nicht mehr die Blätter um die Arme, sondern trage vernünftig meine geernteten Rhabarbarstiele in die Küche. Lange habe ich überlegt, was ich daraus machen soll. Man kann so hervorragende Süßspeisen und Säfte daraus machen.
Am Wochenende habe ich mich entschieden Rhabarber-Pie zu machen, auch wenn unser Gemüse leider nicht zu der mild-säuerlichen roten Sorte „Holsteiner Edelblut“ gehört, sondern „nur“ zur Sorte „Holsteiner Blut“- schmeckt halt nicht ganz so edel. Sehr grün, sehr sauer. Von der roten Haut bleibt leider nichts übrig, die wird abgezogen. Darunter ist alles quietschgrün.
Durch den Teig meiner kleinen süßen Pies sollte eigentlich das Rot des Rharbarbers saftig leuchten. Na ja, leuchtete halt dann Grün und unterschied sich nicht wesentlich von der Farbe des Teigs. Auch wenn die Optik etwas hinterherhinkte, es schmeckte trotzdem saugut, vor allen Dingen mit der selbstgemachten Lavendel-Vanille-Eiscreme. Vor einer guten Woche habe ich ja schwer im Garten geackert und auch Lavendel in Töpfchen gepflanzt. Die Kombination ist wunderbar und das Rezept aus dem Kochbuch „Die schönsten Rezepte aus französischen Kräutergärten“ von Geraldene (!) Holt, wenn auch minimal abgewandelt - nämlich u.a. mit Vanillemark.
Rhabarber und Lavendel und Vanille und Sahne – alles zusammen der Himmel auf Erden, auch wenn ich nicht mehr Wildgans spiele.
Nachtrag: Leider muß ich hier sagen, dass ich das Rhabarber Pie Rezept aus dem Internet geladen habe, bevor ich nur daran dachte einen Blog zu schreiben, daher weiß ich nicht mehr, wer dieses tolle Rezept geschrieben hat und woher ich es habe. Wer das Rezept kennt (Original: „American Apple Pie“, auf deutsch verfasst, mit der doppelten Menge Teig) möge mir doch gerne Bescheid geben.