Montag, 23. Juli 2012

Röstbrot und andere Gedanken












 
Loslassen - locker bleiben. Es gibt Menschen, die werden mit dieser Haltung ins Leben hinein geboren und es gibt solche, die sie sich erarbeiten. Ich gehöre zu Letzeren. Dann nennt sich das Lebensweisheit oder so.

Was nicht weiter schlimm ist, denn ich erlebe bewußt die Erfolge und das grandios! Auch den wenigen guten Tagen kann ich mittlerweile etwas Schönes abgewinnen. Nicht immer sofort. Manchmal kann ich erst nach ein paar Tagen Reflexion das Licht am Horizont erblicken. Manchmal sind es auch kleine (Glücks)Momente, die den Modus „Loslassen“ ankurbeln, zum Beispiel Sonnenschein, ein nettes Telefonat, ein Julius' Lachen oder ein neues Wort, wie heute „Bettchen, nein“! Auch ein Ziegenkäse-Pesto-Pilz-Brötchen kann es auslösen. Gutes Essen löst sowieso gute Gefühle aus. Und diese Brotkruste, deren Röstduft durch die Wohnung zieht, tut sein übriges. Nach dem Fotografieren setze ich mich auch den Küchenboden und genieße dieses köstlich-einfache Brot. Schon beim Reinbeissen sind einige Sorgen vergessen. Nichts geht über ein gutes Essen, das kann auch gerne am Tisch sitzend eine Kohlroulade sein.

Meine herbstliche Stimmung passte an diesem Tag aber einfach auf Röstbrot mit Pesto-Ziegenkäse-Tralala. Draußen war es weder kalt noch warm. Irgendwas brauchte ich zum Kuscheln. Das kann dann auch mal ein Brötchen sein. Im übertragenen Sinne. Manche kuscheln halt mit Macarons oder Käsekuchen.

Irgendwie bin ich abgeschweift, aber das macht auch nix. Dies ist ein wirklich schönes, wildes und buntes Leben, voller Überraschungen, Höhen, Tiefen, Herausforderungen, auf jeden Fall ohne Langeweile. Es gibt noch viel zu Lernen und ich freue mich noch auf die Zeit, die kommt. 
 
In diesem Sinne hier noch ein Gedicht, dass Charlie Chaplin an seinem 70. Geburtstag, am 16. April 1959 geschrieben hat. Nicht umsonst mußte er 70 Jahre alt werden, um diese Einsicht zu erlangen.
 
Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
konnte ich erkennen,
dass emotionaler Schmerz und Leid
nur Warnung für mich sind,
gegen meine eigene Wahrheit zu leben.
Heute weiß ich , das nennt man
“Authentisch-Sein”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
wie sehr es jemanden beschämt,
ihm meine Wünsche aufzuzwingen,
obwohl ich wusste, dass weder die Zeit reif,
noch der Mensch dazu bereit war,
auch wenn ich selbst dieser Mensch war.
Heute weiß ich, das nennt man
“Selbstachtung”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich nach einem anderen Leben zu sehnen,
und konnte sehen, dass alles um mich herum
eine Aufforderung zum Wachsen war.
Heute weiß ich, das nennt man
“Reife”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich verstanden,
dass ich immer und bei jeder Gelegenheit,
zur richtigen Zeit am richtigen Ort bin
und dass alles, was geschieht, richtig ist
– von da konnte ich ruhig sein.
Heute weiß ich, das nennt sich
“Selbstachtung”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
mich meiner freien Zeit zu berauben
und ich habe aufgehört,
weiter grandiose Projekte
für die Zukunft zu entwerfen.
Heute mache ich nur das,
was mir Spaß und Freude bereitet,
was ich liebe
und mein Herz zum Lachen bringt,
auf meine eigene Art und Weise
und in meinem Tempo.
Heute weiß ich, das nennt man
“Ehrlichkeit”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich mich von allem befreit
was nicht gesund für mich war,
von Speisen, Menschen, Dingen, Situationen
und von allem, das mich immer wieder hinunterzog,
weg von mir selbst.
Anfangs nannte ich das “gesunden Egoismus”,
aber heute weiß ich, das ist “Selbstliebe”.

Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
habe ich aufgehört,
immer recht haben zu wollen,
so habe ich mich weniger geirrt.
Heute habe ich erkannt,
das nennt man “Einfach-Sein”.
 
Als ich mich wirklich
selbst zu lieben begann,
da erkannte ich,
dass mich mein Denken
armselig und krank machen kann,
als ich jedoch meine Herzenskräfte anforderte,
bekam der Verstand einen wichtigen Partner,
diese Verbindung nenne ich heute
“Herzensweisheit”.

Wir brauchen uns nicht weiter
vor Auseinandersetzungen,
Konflikten und Problemen
mit uns selbst und anderen fürchten,
denn sogar Sterne knallen
manchmal aufeinander
und es entstehen neue Welten.
Heute weiß ich,
das ist das Leben!

Charlie Chaplin, 1959