Montag, 22. Dezember 2014

das mädchen von spitzbergen // ein weihnachtsmärchen
























 Während ich so auf dem Sofa sitze, den letzten Schokoladenweihnachtsmann aufesse, den beleuchteten Weihnachtsbaum betrachte und nicht weiß, was ich überhaupt schreiben soll, entspinnt sich ein Gedanke in meinem Kopf...  

Das Mädchen von Spitzbergen

Ich stamme von den Wikingern ab, zumindest behauptete mein Vater das immer. Ich bin ein Mädchen mit roten Haaren, Sommersprossen, roten Wangen und rauen Händen. Ich lebe auf Spitzbergen in einer kleinen grünen Holzhütte, kilometerweit entfernt von anderen Menschen. Aber das macht mir nichts aus. Ganz im Gegenteil. Ich liebe die raue, karge Gegend. Ich bin ein Kind des Nordens, liebe die Kälte und die Abgeschiedenheit; bin meist eins mit der Natur. Möchte ich Gesellschaft, gehe ich in den Bergen oder am Fijord spazieren. Die Rentiere sind meine liebsten Freunde, sie folgen mir auf Schritt und Tritt. Wenn die tiefen und harten Winter kommen, und mit ihnen die Schneestürme, kann ich mich auf sie verlassen. Sie geleiten mich immer wieder nach Hause, wenn ich mich mal verirre, was selten vorkommt.

Es war im letzten Jahr um die Weihnachtszeit, als ich warm eingepackt in Felle und Wollbekleidung, mit meinem Schlitten, das Häuschen verließ, um auf die Suche nach einem Weihnachtsbaum zu gehen. Bald schon hatte ich ein kleines Bäumchen gefunden, fällte es mit zwei Hieben und legte es auf den Schlitten. 

Da hörte ich ein leises Knirschen, ein Knarzen und ein Schnauben hinter mir. Als ich mich umdrehte standen da ein Rentiermännchen mit seinem imposanten Geweih und ein Junges. Da ich alle Rentiere dieser Gegend gut kannte, war ich mir sicher diese beiden noch nie zuvor gesehen zu haben. Auch konnte ich mich nicht entsinnen, dass ein Weibchen vor kurzem ein Junges bekommen hätte. Kommen die Kleinen doch immer im späten Frühjahr zur Welt. Dies mußte eine sehr besondere Familie sein. Ich schaute die beiden an, ging langsam auf das Männchen zu. Ich merkte die Unruhe, die von dem Tier ausging. Zwar bewegte es sich kein Stückchen, aber irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Vorsichtig wollte ich es an den Ohren kraulen, aber es zuckte zurück und mit einem Satz stoben beide auseinander und rannten davon. 

In Gedanken versunken über diese Begegnung, zog ich meinen Schlitten nach Hause, schüttelte den Schnee von dem Bäumchen, denn es hatte die letzten Meter wieder angefangen heftig zu schneien. Ich machte mir zuerst eine Kanne heißen Schwarztee, stellte das Bäumchen auf und hängte ein wenig Papierschmuck daran, den ich noch von meinen Eltern hatte. In der Schachtel waren nach ein paar Strohsterne und Wachskerzen. Ich schaute aus dem Fenster. Es war stockdunkel. In der Ferne sah ich ein paar Lichter meiner Nachbarn. An den Fenstern hatten sich Eiskristalle in den wunderschönsten Mustern gebildet. Morgen war Heiligabend, den ich wie immer alleine verbrachte. Ich ging früh schlafen, konnte aber nicht wirklich Ruhe finden. Irgendetwas trieb mich um. 

Als ich völlig gerädert am nächsten Morgen in aller Frühe erwachte, war mir als hätte ich etwas an der Tür gehört. Ich zog schnell meinen Mantel über und öffnete die Tür. Ein eisiger Wind trieb mir die Tränen in die verschlafenen Augen. Es hatte zwar zu schneien aufgehört, dafür hatte es in der Nacht reichlich Neuschnee gegeben. Da ich niemanden sehen konnte, schloß ich schnell wieder die Türe. Als ich meinen Haferbrei zum Frühstück bei Kerzenschein gegessen hatte, zog es mich nach draußen. Es war dunkel, aber über mir am Himmel breitete sich ein Sternenmeer aus. Kurz hielt ich inne, dann stapfte ich mit einer Laterne in den tiefen Schnee, in den ich halb versank. Weit würde ich nicht kommen. Aber das mußte ich auch nicht. 

Ich war nur einige hundert Meter von meinem Häuschen entfernt, als ich vor mir das kleine Rentierjunge sah. Ich erkannte es sofort. Das rechte Ohr stand nämlich ab, das andere hing nach unten. Aber nirgendwo war der Vater oder das Muttertier. Da sah ich plötzlich zu meinem großen Schrecken ein Rentier auf dem Boden liegen. Ich lief hin so schnell es mir die Schneemassen erlaubten und hockte mich zu dem armen Tier, welches recht zugeschneit war. Es war schon steif und kalt. Ich spürte wie mir die Tränen aufstiegen. Da stupste mich eine kleine feuchte Nase von der Seite an. Das Kleine mußte hier schon die halbe Nacht zugebracht haben. Es machte auch einen recht erschöpften Eindruck. Ich stand auf, schaute in alle Richtungen, hielt Ausschau nach anderen Rentieren, aber es war wie verhext. Kein einziges Tier war zu sehen. Wo waren sie nur alle? Jeden Schritt den ich tat, folgte mir das Junge. Ich hatte schnell eine Entscheidung getroffen. Ich würde es mitnehmen, folgen würde es mir vermutlich. Die nächsten Tage konnte ich ja weitersehen. 

Nun stapften wir beide durch den Schnee, bis wir an meinem Häuschen angelangt waren. Immer noch wunderte ich mich über das Jungtier im tiefen Winter. Mit meinen Handschuhen befreite ich das Kleine vom Schnee und schob es sanft in die warme Stube. Es war wohl vor Erschöpfung ein wenig wackelig auf den Beinen. Es drehte sich um, um sich zu versichern, dass wohl alles seine Richtigkeit hatte. Ich nickte ihm zu und gab ihm einen leichten Klaps auf den weichen, nassen Rücken. Ich breitete eine dicke Schlittendecke aus, worauf es sich sofort niederlegte und rubbelte es ein bißchen trocken.

 Ungläubig betrachte ich meinen kleinen Besucher. Es war Abend geworden. Mein Rentier-Baby schlief ganz friedlich. Ich hatte für mich einen Fischeintopf gekocht. Dazu machte ich mir zur Feier des Tages eine Flasche Rotwein auf. Für das Tierchen hatte ich eine Schale Milch hingestellt. Während ich die Kerzen am Baum entzündete, bemerkte ich ein vorsichtiges Geschnupper an meinen Füßen. Das kleine Rentier kam näher, lehnte sich an mich und machte Geräusche der Zufriedenheit. Ich war jetzt wohl seine Ersatzmama. Ich mußte lächeln und streichelte ihm über den Kopf und kraulte ihm die Ohren. Ich sang ein paar norwegische Weihnachtslieder, während mein neuer kleiner Freund aufmerksam zuhörte. So einträchtig verbrachten wir diesen Heiligen Abend, den ich nie vergessen werde und der mein schönstes Weihnachten war. 

Peer ist übrigens immer noch bei mir. So habe ich ihn genannt, meinen Freund. Er ist zwar ein bißchen größer geworden, ich hatte ihm im Sommer eine eigene Hütte an meine angebaut. Ohne ihn wäre ich nur halb. Er ist mein größtes Geschenk, dass ich je bekommen habe.


W Habt wunderschöne, märchenhafte Weihnachten!  W

Sonntag, 30. November 2014

oh du schöner advent // mit steirischer nusspotize und anderem wunderschönem weihnachtsdingsbums

















 
Am Advent ist alles schön, wenn er zur rechten Zeit kommt und das tut er bei mir nie. Er ist immer zu früh und ich immer zu spät. Es ist wirklich ein Ärger mit uns beiden. So geht das schön seit Jahren. Deshalb möchte ich an diesem Zustand (noch) etwas ändern bzw. ich arbeite schon länger daran. Jedes Jahr mit mehr Erfolg.

Was ich (nicht) mehr mache 
1) Plätzchen backen
2) 24-Tage-Adventskalender
3) Neue Fotos für Business-Weihnachtskarte (zumindest 2014...)
4) Baileys oder so selbstmachen
5) Immer ja sagen (auch vor und nach den Adventstagen toll)
6) Adventskranz selbermachen
7) 5 Weihnachtsposts für mein Blog (auch wenn ich gerne würde)
8) Mich verrückt machen lassen
9) Geschenke für Freunde, Bekannte und Kollegen (sorry, ich mag Euch trotzdem!) = für alle da sein...
10) Aufwendige Weihnachtsbasteleien
 
Und fühlt es sich gut an, Dinge aus dem Kopf zu streichen. Da macht sich grad Ruhe breit, Erleichterung, Entspannung, Frieden. Das soll nicht heißen, dass ich alle diese oben aufgelisteten Dinge nicht auch gerne tue. Ich muß nur in meinem Kopf ein bißchen aufräumen und Platz schaffen für die Dinge, die mir noch mehr am Herzen liegen. Ok, eine davon ist nicht so meine Lieblingsbeschäftigung – muß aber getan werden. Weiß ja nicht wie lange der seine Socken nicht wäscht...
  
Was ich weiterhin gerne mache
1) Auf den Weihnachtsmarkt gehen WWWW
2) Weihnachtsbaum kaufen WW
3) Geschenkideen über das Jahr verteilt aufschreiben WWWW
4) Geschenke einkaufen und schön einpacken WWWWW
5) Socken für den Nikolaus waschen W
6) Lichterkette einstöpseln WWWWW
7) Mistelzweig aufhängen+warten wer mich darunter küsst WWWWW
8) Krippe aufstellen WW
9) Weihnachtsfilme anschauen WWWWW
10) Mit der Familie überlegen, was es an Heiligabend 
und am 1. Weihnachtstag zum Essen gibt WWWWW
11) Weihnachtsmusik hören (während ich diesen Text schreibe) WWWWW
12) Auf Schnee hoffen  - an Schnee denken WWWWW
 
Und wie ebenso gut fühlt es sich an nun mehr Zeit für die Dinge zu haben, die bei mir für unendlich viel Weihnachtsstimmung sorgen.



Wenn ich mir so die Bilanz ansehe, bin ich wirklich stolz auf mich. Bei der Herzensliste komme ich zwar auf 12 Punkte und bei der anderen auf 10. Aber: die obrigen sind mit vermeintlicher Arbeit verbunden, während ein paar mit den Herzchen meist nur das Sein zulassen. Der Advent könnte also auch ganz schön stolz auf mich sein. Denn ich komme vielleicht nur noch ein klitzekleines bißchen zu spät (irgendetwas kommt ja immer dazwischen oder auch nicht) und er kann jetzt kommen, wenn er will. Denn die Socken für den Herrn Nikolaus habe ich schon gewaschen. 

* * *

Oh, ich bin jetzt so was von in Weihnachtsstimmung. Schön. 

Eure la petite cuisine mit roten (Weihnachts)bäckchen.

Dienstag, 11. November 2014

kinderküche // riesenhunger oder das geheimnis richtig guter steinröstknödel

 
Es lebten einst ein großer und ein kleiner Steinbeisser-Riese in den lichten und duftenden Wäldern von Hollerbürgen.


Sie lebten in einer großen Höhle, in der sie es sich mit allerlei Laubwerk und Moos äußerst gemütlich gemacht hatten. Im Sommer schliefen sie manchmal vor der Höhle und genossen die Kühle des Waldbodens und hörten dem beruhigenden Geplätschers des kristallklaren Bergbaches in ihrer Nähe zu.

  
Dabei konnte man vorzüglich einschlafen, fand der kleine Riese. Im Winter jedoch, wenn es bitterkalt war, heizten sie ordentlich ihren Ofen, erzählten sich Geschichten und tranken Zwiebelkrauttee, ein wahres Wunderkraut, sage ich Euch. Beide liebten es sehr wenn die Sonne durch die Wipfel in ihre Höhle fiel und die Tautropfen sachte auf ihr Dach tropften. Dann lagen sie in ihrem Blätterbett und überlegten was sie Schönes unternehmen könnten. Es gab ja so viele Möglichkeiten: Bäumerollen, Waldseebaden, Moosflechten, Blätterpuzzeln, Versteckenspielen, Staudammbauen. Wie sollte man sich da entscheiden?

  
Ihre zweite Lieblingsbeschäftigung war das Essen. Aber leider war es manchmal so, dass dem großen Riesen Dinge schmecken, bei dessen bloßer Anblick es dem kleinen Riesen das dünne Barthart kräuselte. 

   
Jeder hatte natürlich auch seine Lieblingsspeise. Der große Riese liebte buntes Pilzallerlei. Der kleine Riese mochte geröstete Steinknödel für sein Leben gern. Ich mögt Euch jetzt fragen was Steinknödel sind. Ihr könnt es Euch nicht vorstellen? Nun, Steinbeisser-Riesen sind groß und haben so starke und große Zähne, dass kleine und große Steine wahre Leckerbissen für sie sind. Ihr glaubt mir nicht? Dann hört weiter zu. 

  
Das Problem bei der Steinknödelsache war, dass das Zubereiten äußerst zeitaufwendig und mühsam war. Daher konnte er höchstens, aber auch nur allerhöchstens, einmal im Monat den großen Riesen überreden, sein Lieblingsessen zu machen.
  
Es fing schon damit an, dass Steinknödel nicht einfach so zu kaufen waren, wobei die Hollerbürger-Steinbeisser-Riesen weder Geld kannten, noch überhaupt je ein Geschäft gesehen hatten. Also mußte man Steinknödel im Wald suchen. Aber die lagen auch nicht einfach auf dem Waldweg herum. Manchmal suchten sie mehrere Stunden für zwei große Portionen. Riesen brauchen viel zu essen und große Portionen. Dabei wühlten sie mit Händen und Füßen in der Walderde oder hielten im Bergbach Ausschau nach den seltenen Köstlichkeiten. Am liebsten aber mochte der kleine Riese sie nicht im Ganzen, sondern in Stücken. 

  
Und hier begann der wirklich mühsame Teil dieses Essens. Denn Steinknödel, wie der Name schon sagt, bestehen aus Stein, nun, einem besonderen Stein, und diesen konnte man nicht einfach mit einem Messer zerteilen oder mit der Hand auseinanderbrechen. Und zu groß, um einfach so in den Mund zu nehmen. Nein, so einfach war das nicht. Lange hatte der große Riese gebraucht um das Geheimnis des Knödelteilens herauszufinden. Aber irgendwann hatte er herausgefunden, dass man sie einen steilen Berg hinunterschubsen mußte, wobei sie unten angekommen in viele Teile zerfielen.
 


  
Jedes Mal wenn sie oben auf einem Berg standen und die Knödel rollten, hüpfte der kleinen Riese von einem Fuß zum anderen, dass der Waldboden nur so bebte und quietschte vor Vorfreude und Begeisterung angesichts der bald unten zerbrechenden Knödel und des bevorstehenden Essens. Ach, war das jedes Mal wieder eine wunderschöne Aufregung. 



 
Manchmal dachte sich der große Riese, schon allein wegen der großen Freude, die der kleine Riese an der Zubereitung hatte, sollte er ihm die Freude doch öfter bereiten. 

Wenn die zerbrochenen Steine unten lagen, stiegen sie hinab, stopften die Teile in ihre riesigen Taschen und schleppten das wertvolle Gut unter Ächzen und Schnaufen in ihre Höhle. 


 
 
Mit leuchtenden Augen sah der kleine Riese zu, wie der große Riese ein Feuer entfachte und die Steinknödelteile röstete. Dazu gab es dann manchmal Pilzallerlei. Dabei entstand ein unbeschreiblich guter Duft nach Zuhause- und Zusammensein.

  
Der kleine Riese holte zwei Teller aus dem Schrank und deckte den Tisch. 


  
Im schwachen Schein des Mondes und einer Kerze saßen sie dann zusammen und aßen schwatzend die dampfenden Röststeinknödel und das Pilzallerlei. Wenn dann nicht mehr ein einziger Krümel auf den Tellern war saßen sie noch eine Weile glücklich und zufrieden zusammen, bis der große Riese den kleinen müden Riesen in sein Blätterbett legte und ihm eine geruhsame Nacht wünschte.




 Ende
  
W