Samstag, 10. November 2012

ein traumtag im oktober: fingerfoodparty mit pays d'oc weinen, kleinen köstlichkeiten und ein bißchen foodfotografie














Foto: Michael Wiegmann







Damals war es für mich das erste Mal. Und es war unglaublich! Ich war 26 und kam erstmalig in den Genuß zu einem Essen eingeladen worden zu sein, dessen Gastgeber nicht nur vorzüglich kochen konnten, sondern deren weiblicher Part Sommeliére war. Was war das für ein sagenhafter Gaumenschmaus zu den einzelnen Gängen den passenden Wein zu trinken! Ich war so was von fasziniert von der Kunst, sehr gutes Essen durch sehr gute passende Wein toppen zu können. Nicht das ich in meinem damals bisherigen Leben nicht schon hervorragende Weine kosten hätte dürfen, aber das feine Zusammenspiel von Speisen und Weiss-, Rosé-, Rot-, Dessertweinen kam einer Explosion meiner Sinne gleich.

Man sollte jetzt nun annehmen, ich könne mich wenigstens noch an die einzelnen Gänge erinnern, hüstel, aber wir hatten zu fünf bei vier Gängen sechseinhalb Flaschen geleert plus zwei Crémant zum Reinkommen. Ich erinnere mich noch dunkel, dass das eine beachtliche Menge Alkohol gewesen sein mußte, bevor ich selig ins Bett sank. Zur Verteidigung der halben geleerten Flasche muß ich sagen, dass es sich um den Dessertwein handelte, ein vorzüglicher Tropfen, aber wir konnten nicht mehr. Und: Nachtrag zwei: ich erinnere mich während des Schreibens an den Hauptgang. Es war Hirsch in einer Sauce aus 80% Kakao. Vor 11 Jahren noch nicht sehr geläufig, aber damals schon sensationell, zusammen mit dem Rotwein. Ahh.

Es sollten nun besagte 11 Jahre vergehen, bis ich wieder in ähnlichen Genüssen schwelgen dufte. Und das kam so. Wie Ihr vielleicht vor einigen Wochen gelesen habt, bekam ich im Auftrag des Weinverbandes InterOc die Gelegenheit Gastgeberin eines Wein,- Koch,- und Fotografie-Workshops für Blogger in Köln zu sein. Und das in den Privaträumen der Sommeliére und Besitzerin des Vintage Claudia Stern. Freudig und sehr geehrt sagte ich zu und das Glück nahm seinen Lauf.

An einem bitterkalten Samstag Ende Oktober war es soweit. Nachdem ich die äußerst eleganten Lederschuhe an den Füßen von Pascha Pourian, der Koch, der uns in den Morgen hineinkochte, hatte ich sofort gute Laune. Ein Koch mit solchen stilvollen Lederschuhen – das kann nur ein guter Tag werden. So stilvoll! Ja, Kunst und Koch gehören zusammen. So ist das! Natürlich will ich ihn nicht auf seine Schuhe reduzieren. Dieser Mann kochte für uns folgende Köstlichkeiten im Stile einer echten Fingerfoodparty:

"Oreo-Keks" von Schwarzbrot und Ziegenfrischkäse
Tramezzini mit Curry-Frischkäse & Hähnchenbruststreifen
Lolly von Thunfischtataki, Traube, Ciabatta und Rosmarin
Taboulé mit Walnuß, Kürbis und Minzjoghurt

Parmesanschaumsuppe mit Grissini und Serranoschinken

Reibekuchen mit gegrillten Mettenden und frittierten Zwiebelringen
Chorizo und Gamba mit karamellisiertem Pfeffer-Apfel
Lammkotelett mit Auberginenmus & krossem Speck
Rotbarbenfilet mit Caponata & Zartbitterschokolade
Mini-Ofenkartoffel mit Rinderfiletstreifen und Champignons gefüllt & Sour Cream
Glasnudelsalat mit Hoisin Sauce und gegrilltem Hähnchen

Gebackene Kataifi-Banane mit Schokoladensauce

So jetzt muß ich aber noch mal einen Gang zurückschalten, denn diese ganzen Zaubereien gab's ja nicht alle auf einmal und auch nicht während des Fotografierens. Die mußte man sich schon erarbeiten. Nachdem alle Teilnehmer, Foodblogger und Food-Journalisten eingetroffen waren und man sich mit herzhaft belegten Brötchen und einem Cappuccino stärkte, starteten wir mit der Theorie der Foodfotografie.

Nachdem ich gut eineinhalb Stunden einen Crashkurs zu Themen wie manuelle Belichtung, Licht und Bildkomposition gab und darüber hinaus einen kleinen Exkurs in die komplexe Welt der Getränkefotografie, durften die Teilnehmer an die Requisiten. In kleinen Grüppchen scharte man sich nun um Gläser, Teller, Schüsselchen, Brettchen, Servietten und los ging's. Jedes Grüppchen, bestückt mit einem Oreokeks, machte sich auf in die Welt der Foodfotografie. Styroporplatten und schwarze Pappen waren die begehrtesten Teile dieses Tages.

Da der Morgen sich schon zu einem späten Mittag hinentwickelt hatte, und die Weine schon schön temperiert waren, konnte man sich hier schon eine Kostprobe genehmigen. Mein erstes Glas sollte mit dem Rosé befüllt werden. Der 2011 Pays d'Oc IGP, Cuvée du Poirier des Rougettes, Domaine d'Aigues Belles. Ein fruchtiger Wein, wunderbar um einen schönen Nachmittag einzuläuten (außer man bevorzugt Tee um diese Zeit).

Während alle so richtig schön bei der Sache waren, kochte Pascha Pourian einen kleinen Gang nach dem anderen und der Raum füllte sich mit allerlei verlockenden Mittelmeerdüften. Dann und wann wehte ein arabisches Lüftchen und mit Reibekuchen mit gegrillten Mettenden und frittierten Zwiebelringen kann man sich sowieso in jedes Kölsche Hätz kochen.

Als die dringenden Fragen während des Schaffensprozesses beantwortet und die Fotos im Kasten waren, begann der Teil, der den Tag (für mich) zu einem Ereignis werden ließ: die Weinverkostung. Ein Geschmackserlebnis. Es waren sicher über 2 Stunden, es hätte noch ewig so weiter gehen können, erzählte uns Sommeliére Verena Herzog in schillernden Farben und mit hinreissender Leidenschaft über die Weine des Pays d'Oc, eine Wein- und Genussregion im südfranzösischen Languedoc-Roussillon. Zu jedem Gang, der da hinter und neben unserer Rücken den ganzen Tag entstanden waren und vor der Kamera ausgeharrt hatten, brachte uns Frau Herzog einen passenden Wein dar. Meine ganz persönlichen Träume, einige werde ich sicher fürs Weihnachtsfest besorgen - und vorher trinken, waren:

Gold: Thunfischlolly mit Traube und Ciabatta mit 2011 Pays d'Oc IGP, La Lionne Blanc, Domaine de l'Engarran – so frisch und knackig zu dem festen Fleisch und der süßen Traube. Ne Wucht!

Zweites Gold: Taboulé mit Walnuß, Kürbis und Minzjoghurt mit 2011 Pays d'Oc IGP, L'Autre Blanc, Domaine d'Aigues Belles. Ich bin kein Tabouléfan und daher höchste Punktzahl für die Kreation, die mein Herz erobert hat. Dieser Weisswein harmoniert gekonnt zu Kürbis, Minze und Walnüssen. Ein Herbstgedicht!

Nochmal Gold: Parmesanschaumsuppe mit Grissini und Serranoschinken. Schon nachmittags kann ich den trinken, siehe oben, aber zu der Leichtigkeit der Suppe der Rosé 2011 Pays d'Oc IGP, Cuvée du Poirier des Rougettes, Domaine d'Aigues Belles eine Offenbarung.

Schon wieder Gold: Gebackene Kataifi-Banane mit Schokoladensauce mit 2010 Pays d’Oc IGP, Saveur d’Automne, Les Vignes de l’Arque. Mon dieu! So kann man den Tag zuende gehen lassen.

P.S.: Falls jemand nun denken sollte ich habe vier Mal Gold gegeben, weil ich nicht ganz bei Sinnen war, stimmt das nur zum Teil. Ich war nicht ganz bei Sinnen, aber vier Mal Gold ist kein Irrtum.

Wie das so bei Weinverkostungen ist, man trinkt den Wein eigentlich nicht aus, nimmt nur ein oder zwei Schlucke und spukt ihn galant in ein Gefäß. Ich hab immer das Glas ausgetrunken. Zu schade zum Ausspuken. Aber bei professionellen Weinproben kann man sich solche Sentimentalitäten nicht leisten, wenn man sich den Abend über noch angeregt unterhalten will. Also ich war äußerst guter Dinge. Und ich mußte ja nur zuhören und genießen. Und Glas schwenken (hab ich nun endlich gelernt – aus dem Handgelenk). Das schaffe ich.

Dies hab ich übrigens neben anderen interessanten Dingen gelernt: um einen Wein beschreiben zu können, bedarf er eingehender Betrachtung und Verkostung. Zuerst

prüft das AUGE die Klarheit und die Farbe des Weines
dann ist die NASE dran, sie nimmt den Geruch durch Schwenken des Glases wahr
danach prüft die ZUNGE den Geschmack
und zu guter letzt wird der nachdauernde Eindruck, der ABGANG, des Weines getestet.

Und am Ende sieht es so aus, wie es sich für einen gelungen Abend gehört: Spül steht in der Küche! Und das macht's grad so gemütlich. Schön war's! Ein rundum gelungener Tag! Danke schön an alle Teilnehmer, an Pascha Pourian & Co., Verena Herzog und die lieben Organisatoren rundherum.

Um den Eindruck ganz rund zu machen, habe ich für Euch noch die ganzen anderen schönen Stimmen und Eindrücke der Teilnehmer, die diesen Tag auf ihren Blog gebannt haben. Viel Spaß beim Lesen und Blättern ;)


À bientôt, Eure la petite cuisine  

6 Kommentare:

  1. Ach du hast den Tag aber wirklich sehr schön beschrieben! Da gerät man sofort wieder ins Schwelgen und schwebt im Wein- und Genusshimmel..
    Es war ein richtig toller Tag und nochmals danke auch an dich!

    Viele Grüße
    Björn
    www.herzfutter.blogspot.com

    AntwortenLöschen
  2. Hmmm, sieht das lecker aus und und hört sich das lecker an... =)
    Schönes WE und lieben Gruß
    Clara

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Susanne,
    vielen lieben Dank für Deinen Kommentar und die lieben Worte auf meinem Blog. Ich habe mich total drüber gefreut, weil ich Deinen Blog sehr gerne mag und immer wieder sehr gerne bei Dir vorbei schaue :-))!
    Eine schöne neue Woche wünsche ich Dir,
    alles liebe
    Yvonne

    AntwortenLöschen
  4. Lecker! Die Fotos und die Gerichte.
    Über dein Wein äußern sich unter 16-jährige mal demonstrativ nicht :D

    Viele Grüße,
    Cédric von thecookiez.com

    AntwortenLöschen
  5. Toller Beitrag über eine Fingerfoodparty im Oktober! Dies erinnerte mich an meine bachelorarbeit über Trends in der Eventgastronomie, wo ich solche ungezwungenen Veranstaltungen untersuchte. Die Unterstützung durch bachelorarbeit war dabei unerlässlich für die umfassende Analyse.

    AntwortenLöschen