Eigentlich ist der Garten gar nicht klein, nur das Stück, wo ich die tausend Samen, die ich gekauft habe, einpflanzen möchte, ist klein. Ich werde wohl auf ein paar Kübel ausweichen müssen. Ich fand die Idee eines kleines Gemüsebeetes immer sehr romantisch und auch nostalgisch. In den schönen 80igern haben meine Mutter und ich ein kleines Beet im elterlichen Garten gepflegt und abgeerntet und ich war entzückt von den kleinen dürren Karotten, die so köstlich schmeckten und den überdimensional großen Zucchini, denen meine größere Schwester obszöne, mir damals unverständliche Dinge, andichtete und große saftige Erdbeeren auf Stroh gebettet und Salat, der wie ein Kunstwerk gen Himmel schoß, weil wir ihn schändlich vergessen hatten zu ernten. Alles tiefgreifende Erfahrungen. Das meine ich mal ernst. Kinder lieben Gartenexperimente, die sie essen können, abgesehen von Sandkuchen aus dem Sandkasten.
Nun, bei diesen romantischen Gemüsebeet-Gedanken ist es jahrelang geblieben. Die Grundschulzeit ermöglicht Kindern viel Zeit draußen zu verbringen, aber die Grundschulzeit ist vorbei. Und es ist auch keiner da, der das Beet vorhackt und aussaatbereit macht. Ja, ich bin faul, was Gartenarbeit angeht. Sehr faul. Und vielbeschäftigt - (oh, das hört sich gut an). Zu meiner Verteidigung kann ich noch anbringen, dass ich Angst vor Schnecken habe: Nacktschnecken. Keine physische Angst, aber Angst um die ganzen schändlichen zugerichtet liebevoll ausgesäten Pflänzchen, Kräuterchen und Blümchen. Ach Gott. Ich krieg Alpträume. Unser Nachbar versuchte letztes Frühjahr sein Glück im Schneckengarten, indem er einen Topf auf einen 1 m hohen Baumstamm stellte, der Unterteller gefüllt mit Wasser. Viele Hindernisse für solch Kriechzeug. Am nächsten Tag war das wunderschöne Kraut von Schnecken befallen und zugerichtet wie nach einer Invasion. Die müssen mit Fallschirmen gekommen sein.
Ich habe nun neue Motivation gesammelt mit Hilfe von Jamie Oliver - der Engländer, der alles kann, alles weiß und eine große Klappe hat. Weiß ich. Trotzdem habe ich mir mal wieder eines seiner Kochbücher gekauft. Diesen dicken Schmöker habe ich zur Nachtlektüre ins Bett genommen und meine Schneckenphobie Schneckenphobie sein lassen. Mister Oliver erzählt von seinen Pflanzerfahrungen, als würde es keine Schnecken in diesem Universum geben. So sei es. Er empfiehlt die Aussaat in Kübeln. Ich mag Kübel. Ich träume schon von dickem Salat, der aus Kübeln nur so überquillt und bunten Karotten und Zucchini und knackigen Radieschen... Ich fang dann mal an mit dem Aussäen und Planzen.
Hat das Spaß gemacht!
Zutaten für einen schönen Nachmittag:
Samen: Radieschen, gelben Zucchini (Golden Rush), Haushaltsmöhre, Feldsalat, Schmetterlingsgruß (Mischung aus Klatschmohn, Malve, Schwarzkümmel, Sonnenhut, Klee und Dill; von Alnatura), Harlekin Karotten (Mischung aus violetten, gelben und roten Karotten), Bienenschmaus (Mischung aus Buchweizen, Kornblume, Ringelblume, Borretsch und Goldmohn; von Alnatura), Till (Pflücksalat)
Pflanzen: diverse Kräutertöpfchen fertig zum Einpflanzen ins Bett oder in Kübel. Ich habe Basilikum, Brunnenkresse, Petersilie und Mangold gekauft, da kommt aber noch ein Rosmarin rein. Zum schön Anschauen noch einen Lavendel und eine weiße Cosmea.
Erde: Zum Aussäen und Einpflanzen habe ich spezielles Substrat gekauft: Kräutererde mit Spezialdünger und Aussaaterde aus 95 %igen Hochmoortopf. Zum Füllen der großen Töpfe habe ich normale Blumenerde verwendet.
Gefässe: Holz, Ton- oder Zinntöpfe. Holzkübel sollte man eigentlich innen und auch außen mit Leinöl bestreichen, damit sie nicht so schnell verrotten. Ich habe es mal mit dicker Plastikplane versucht. Als Drainage habe ich die Plane mit Kieselsteinen bedeckt, damit überschüssiges Wasser ablaufen kann. Man kann aber auch Blumentopf-Scherben verwenden - habe ich gelesen.
Viel Spaß und gutes Gelingen!