Das ist nicht in Burgenland, aber die Zeit stimmt etwa: Ich mit 5 Jahren. |
Der Neusiedlersee liegt nicht am
Mittelmeer. Ein bißchen vielleicht. Nicht geografisch,
aber ideell. Aber von vorne.
Heute geht es hier um kleine kulinarische
Genüsse aus dem Mittelmeerraum, während sich eine meiner
schönsten Sommer-Kindheitserinnerungen am Neusiedlersee** abgespielt
hat. Warum ich Äpfel mit Birnen vergleiche? Oder besser gesagt
Bombette di maiala mit Guguruz und zusammen mit Tinto de Verano und Pate feuilletée in einen Topf werfe? Weil
für mich der Neusiedlersee, mit Abstand betrachtet, mein erstes
Mittelmeer war. Nicht der See an sich, aber die ganzen Urlaube dort.
Dazu gleich mehr. Und weil mein Leben ein so wunderbares Sammelsurium
an sommerlichen Kindheitserinnerungen hergibt. Nicht nur vom
Neusiedlersee, nein, es gibt so unendliche viele Sommererinnerungen
in meinem Kopf. Und während ich erwachsen wurde, kamen zahlreiche
Eindrücke hinzu: kulturelle wie kulinarische. Dieser Post ist
sozusagen eine Hommage an den Sommer (das mache ich jedes Jahr immer
wieder gerne, wie hier), an meine Kindheit, an den Neusiedlersee und
das Mittelmeer in meinem Kopf.
Ich bin der Überzeugung, dass Reisen
das Denkvermögen erweitert. Etwas Neues zu sehen, zu schmecken, zu
riechen, zu fühlen und zu hören, was man vorher noch nicht erlebt hat,
verknüpft die Synapsen im Hirn auf wundersame Weise neu. Dabei muß es
meiner Meinung nach nicht zwangsläufig die Fernreise sein, die das
bewirkt. Ich gehöre ja zu der Generation, die bis zu ihrem fünften
Lebensjahr noch nicht die Niagara Fälle, die Pyramiden oder
Löwenbabys in freier Wildbahn gesehen hat. Ich bin weder durch den Oman gereist
ist oder war in Hawaii surfen. Das kommt alles noch. Ich hab noch so
viel vor mir. Ob ich das schaffe?
Meine ersten Reiseerinnerungen beschränken sich daher auf Österreich, Ungarn, erst etwas später dann Italien, wie das in den 70er und 80ern oft noch üblich war. Ich habe aber nichts vermisst. Ganz im Gegenteil.
Meine ersten Reiseerinnerungen beschränken sich daher auf Österreich, Ungarn, erst etwas später dann Italien, wie das in den 70er und 80ern oft noch üblich war. Ich habe aber nichts vermisst. Ganz im Gegenteil.
Ich hatte ja mein Mittelmeer am
Neusiedlersee, genau genommen in Frauenkirchen. Denn dort hatte mein
damals 24jähriger Bruder, zusammen mit seiner Frau, ein kleines
Grundstück mit einem kleinen Landhäuschen und Garten gepachtet.
Haltet Euch fest: Für 600 Schilling im Monat! Das sind etwa 40 Euro.
Und das ist kein Tippfehler. Und ich hab auch extra noch mal
nachgefragt. Ok, das ist jetzt 35 Jahre her, aber nichtsdestotrotz.
Das Schöne daran war, dass das Häuschen so schön verlebt war,
bereits so viel erlebt hatte. Es war recht niedrig, gebaut aus groben
Steinen und hatte ein etwas windschiefes Dach. Die drei kleinen
Räumen waren mit einfachen Betten oder Pritschen ausgestattet (das
Leben spielte sich sowieso nur draußen ab) , die kleine Küche hatte
einen Gasherd, zwei Schränke und ein paar Regale. Nicht sehr
luxuriös, aber als Kind der Himmel auf Erden. Im Garten stand unter
einem Baum ein riesiger Tisch, an dem alle zum Frühstück und
Abendessen zusammensaßen, bis wir zu unserem täglichen Ausflug
aufbrachen. Acht bis zehn Leute fuhren dann mit dem Fahrrad etwa 10
Kilometer nach Podersdorf zum Neusiedlersee oder zur Langen Lacke
nach Apetlon.
Ich weiß noch wie ich auf dem Rückweg
gejammert habe, wenn die Luft noch vor Hitze flirrte, nach Stunden in
der Sonne und im Schlick, denn der See hat im Sommer meist nur eine
maximale Tiefe von etwa 60-80 Zentimetern. Meistens liegt man eher drin,
schwimmen ist dann eher schwierig, außer für Kinder.
Die größte Gaudi war, in die
Guguruzfelder zu steigen, verstecken zu spielen und ein paar Guguruz
fürs Abendessen mitzunehmen und in den Weinstöcken einige Hände
voll Weintrauben. Denn alle waren hungrig von dem Seebad. Wenn es
dämmerte fuhr ein etwas seltsamer Konvoi richtig Frauenkirchen. Da
nämlich nicht an allen Fahrrädern das Licht funktionierte, oder an
einem nur vorne, an einem anderen nur hinten, fuhren die mit
Vorderlicht vorne und die mit dem Hinterlicht hinten. Die, die kein
Licht hatten, fuhren in der Mitte. So einfach ist das. Auf dem Land. Auch ein bißchen Bullerbü.
Zuhause angekommen wurde der frische
Guguruz gekocht und später mit Butter und Salz gegessen. Dazu gab's
Tzatziki mit reichlich Knoblauch, Brot und Salat. Alle saßen dann um
diesen großen Tisch, bei so vielen Leuten, immer ein großer Wirbel.
Es gibt immer etwas zu erzählen, zu lachen, zu erleben. Auch mal zu streiten und zu heulen. Ich war das
einzige kleinere Kind und ich habe mich in diesen großen
Familienzusammenkünften immer irre wohl gefühlt. Ich hätte das
immer so haben können. Und ich liebe es jetzt noch viele Leute um
mich zu haben, zu kochen, an einem großen Tisch zu sitzen, zu
erzählen, zu lachen und zu essen. Bis spät in die Nacht. Das
Mittelmeerfeeling schlechthin.
Sommergefühl, – und erinnerungen
bestehen für mich nicht nur aus Sonnencremeduft, Gugurzfeldern,
Barfußlaufen, flirrender Hitze, Sonnenuntergängen,
Sandzwischendenzehen, Nacktschlafen und Wespenstiche. Dazu gehören auch kleine
kulinarische Freuden, die bei mir immer eine Mischung aus dem
Mittelmeerraum sind. Das kann wie hier und heute ein Tinto de verano
sein (aus Spanien), die Bombette di maiala (aus Italien), ein Salat
mit einem Mix aus allem, Blätterteigtaschen aus Frankreich. Oder
auch Tzatziki aus Griechenland, Pan con ajo y tomate aus Spanien. Die
vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten sind unendlich (lecker).
Probiert es einfach selber aus. Mixt das Mittelmeer mit Euren
Sommer-Kindheitserinnerungen. Und seht was Schönes dabei heraus kommt. Hab einen zauberhaft flirrenden Sommer!
W
**Der Neusiedlersee ist einer der
wenigen Steppenseen in Europa und liegt in Österreich, sowie in
Ungarn. An seinen Ufern ist er mit reichlich Schilf ausgestattet und
hier bietet Lebensraum zahlreicher Tiere, wie Wasserbüffel,
Steppenrinder und 300 Arten Vögel. Schilf wird in dieser Gegend
gerne als Baumaterial verwendet.
Guguruz sagt mein Vater auch immer. Dessen Familie kommt aus der ehemaligen Tschechoslowakei. Ich dachte immer, dieses Wort kommt daher...! Wieder was gelernt. ;)
AntwortenLöschenLG
Liebe Manu, ich hab grad mal nachgeschaut. Das Wort Kukuruz kommt ursprünglich aus dem Serbien und auch Kroatischen und ist dann womöglich über Ungarn nach Österreich/Bayern "gewandert". Du hast also völlig Recht. :-) Liebe Grüße Susanne
LöschenIrgendwie Osteuropa halt
LöschenGanz genau! ;-))
LöschenLiebe Susanne,
AntwortenLöschenIch bin ganz begeistert von Deinem Post :-)
Eine Liebeserklärung an den Sommer und so schön geschrieben.
Tolle Rezepte, bei uns gab es früher auch öfters Mais ...
Herzliche Grüße,
Sabine
Liebe Susanne,
AntwortenLöschenwie gerne möchte ich jetzt, nachdem ich deine Bilder gesehen habe, auch nochmal Kind sein. Einen Sommer erleben wie er früher war.. Hach das wärs.
Einziger Vorteil des Erwachsenseins im Sommer? Ich darf legal deinen "tinto de verano" probieren. Das tröstet doch etwas.
Viele Grüße,
Claudia
Eure Salat aus Wassermelone sieht sehr lecker aus, und es ist auch gesund!
AntwortenLöschenthx
AntwortenLöschenشركة تنظيف بالرياض