Freitag, 27. November 2015

Von Ziegen und Eselbabys am Wolfgangsee // Ziegenkäsepizza mit winterlichem Wirsingpesto



Am Anfang war im Paradies die Welt noch in Ordnung... 



Im Sommer waren mein Sohn und ich das erste Mal am Wolfgangsee. Ich kenne ja nur die österreichischen Berge oder Städte (ok, außer den Neusiedlersee, aber der ist schon eher speziell). Daher wollte ich schon länger mal einen Urlaub an einem österreichischen See verbringen. Eigentlich ist es egal wohin man fährt, alle sind schön: Achensee, Attersee, Bodensee, Faaker See, Hallstädter See, Millstädter See, Mondsee, Traunsee, Wörthersee, Zeller See...ihr seht die Auswahl ist riesig. Von A bis Z ist alles dabei. Und fast alle mit wunderschönen Bergen drumherum. 

 
Da ich zuvor eine Woche alleine (was für ein Luxus!) Sonne am Gardasee getankt hatte, konnte ich mir gut vorstellen noch etwas Zeit in Österreich zu verbringen und auch die große Familienfeier in Graz damit zu verbinden. 
  
Passte also alles perfekt. Das Wetter war im vorhinein ein Traum. Fast immer 30 Grad bei strahlendem Sonnenschein. Bei sengender Hitze fuhren wir also vollgepackt nach Österreich: Von Badebekleidung und Sonnenhüten, Gummistiefeln und Festbekleidung war alles dabei. Übermütig und völlig überhitzt - wir fuhren nach dem erschöpfendem Packen um etwa 7 Uhr bei 23 Grad los. Auf der Autobahn fiel mir ein, dass ich keine Jacke eingepackt hatte. Ach, egal. Ist so ein Traumwetter...schließlich machen wir Badeurlaub...


Zwei Tage hatten wir grandioses Badewetter. Oder waren es zweieinhalb? Kind selig plantschend im seichten Badesee, Mama glücklich bei Sonnenschein. Alles perfekt.

  
  
Leider kamen Wolken auf. Erst war ich noch guter Dinge. Wird schon. Nun, wurde leider nicht.


 
Es wurde eher immer schlechter, nebliger und kühler. Ich hatte wohl die schlechteste Woche im Sommer erwischt. Vor allem wurde mir kalt so ohne Jacke...und meine Wanderstiefel hatte ich im Keller auch vergessen. Aber das war ja jetzt auch schon egal. Ich wechselte von Flipflops zu meinen Stiefel (die hatte ich Gott sei Dank mitgenommen) und das Kind von barfuß in die Gummistiefel.



Dem Kind machte das nichts aus. Tralala. "Du weißt ja, Mama, ich mag's lieber kühler und schattig."
Ja, ich weiß. Mhhpf... 





Ein paar Ausflüge unternahmen wir, um die Zeit zu vertreiben und haben u.a. auf der Alm diese wunderbare Mutterkuh mit ihrem kleinen Kalb entdeckt. Sicher eine halb Stunde standen wir da. Schauten ganz ruhig zu, wie es trank, um dann davonzuspringen. Durchgefroren setzen wir uns in die Almhütte und aßen eine heiße Grießnockerlnsuppe. 


Aus Langeweile bemalte sich das Kind im Hotel die Beine. Und wir - bzw. ich - hüpfte mir zeitweise die schlechte Laune weg. 


  
Leider werde ich ja bei schlechten Wetter leicht jammrig, muß ich zugeben. Ganz besonders im Sommer. Da hatte die Woche Sonne am Gardasee leider nichts ausrichten können. Kind war genervt von meinem Gejammere, ich genervt vom Wetter. 

 
„Komm Mama, wir gehen zu den Ziegen“, sagte mein fünfeinhalbjähriger Sohn, als ich maulend im Bett lag. Wir hatten vertauschte Rollen. Ich, ein grantiges Kleinkind (wegen de schlechten Wetters), mein Kind, Herr der Lage. Zu meiner Verteidigung, so ist es nicht immer. Eher sehr selten. 

Diese Ziegen hatten wir auf einem schönen Gasthof entdeckt, der einige Tiere im hinteren Waldstück hielt.  Auch Hirsche und Rehe.






Das Vergnügen hätte für ihn nicht größer sein können. 


Ohne Scheu fütterte und streichelte er mit Hingabe alle Ziegen, selbst die "Chefziege", die ungeduldig mit ihren Mordshörner gegen das Gatter donnerte.





Aber trotz aller Ziegen, Esel, Hotelbetten-Rumgehopse, Steinewerfen und lecker Essen. Ich war wieder Herrin der Lage und entschied mich nach 4 Tagen Nieselregen und immer kühler werdenen Temperaturen für Plan B: Abreise!





Wir brachen also auf und fuhren früher, als geplant nach Graz. Auf dem Weg zur Autobahn verfuhr ich mich, wobei wir zufällig eine Wiese mit einer Eselfamilie und einem Eselbaby entdecken. Dieses süße Eselchen versöhnte mich mit dem Ende unseres etwas in Wasser gefallenen Badesee-Urlaubs. 



Unds so kam ich auf die Idee zu Hause eine Pizza mit Ziegenkäse und Wirsingpesto zum machen, die jetzt zusammen mit dem Post schöne Erinnerungen weckt.








Rezept
 Ziegenkäsepizza mit Wirsingpesto

Für die Pizza


250 g Weizenmehl
 150 g Hartweizengrieß

25 g frische Hefe

etwas weniger als ¼ l lauwarmes Wasser

1 TL Salz

Pastamehl zum Bearbeiten

1 Rolle Ziegenfrischkäse

Wasser mit der Hefe vermischen und mit 2 EL der Mehlmischung verühren. Zugedeckt 30 Minuten gehen lassen. Zum restlichen Mehl das Salz geben, vermischen und die Hefemischung darunterkneten, bis ein elastischer Teig enstanden ist. Mit einem Küchenhandtuch abdecken und an einem warmen Ort 2 Stunden gehen lassen. 

In der Zwischenzeit das Wirsingpesto zubereiten. 

Für das Wirsingpesto
160 g Wirsingblätter
70 ml Olivenöl
35 g Cashewkerne
35 g Pinienkerne
1 große Knoblauchzehe
1-2 EL Limettensaft
2 EL Quinoaflocken (alternativ: Haferflocken)
40 g Parmesan, gerieben
1 TL Salz
Pfeffer

 
Wirsingblätter sorgfältig waschen und abtrocknen. Den Strunk entfernen (den Rest des Wirsings und die übriggebliebenen Strünke für einen Wirsingeintopf aufheben) und in dünne Streifen schneiden. Nüsse in der Pfanne ohne Fett rösten, so wird das Aroma intensiver.
Nun zusammen mit den restlichen Zutaten in einen Blender/Moulinex/Omiblend geben und kräftig durchmixen. Wem es zu sämig ist, der gibt noch etwas mehr Olivenöl hinzu. 


Weiße Pizzasauce

2 Schalotten
40 g Butter
3 Knoblauchzehen 
1 TL Mehl
200 ml Sahne
½ TL Salz
Pfeffer
3 Zweiglein Thymian

Schalotten schäalen und fein würfeln. Butter in einer Pfanne schmelzen lassen und die Zwiebeln darin goldgelb dünsten. Knoblauchzehen mit einer Presse hineindrücken. Mehl einstreuen und gut einrühren. Dann die leicht erwärmte Sahne hinzuügen. Mit Salz, Pfeffer und Thymianblättern würzen.


Nun den Pizzateig in 4 Teile teilen und mit etwas Mehlmischung zu einem sehr dünnen Fladen rollen. Backofen mit dem Blech auf 250, besser auf 270 Grad vorheizen. Ziegenkäse in dünne scheiben schneiden.


Wenn der Ofen und das Blech schön aufgeheizt sind, Blech herausnhemen auf den Herd stellen und den Fladen darauflegen. Pizzasauce dünn darauf verteilen. Dann einige Ziegenkäsescheiben und einige Klekse Pesto.
  Schnell wieder in den Ofen geben und etwa 8-10 Minuten knusprig backen. Immer nur eine Pizza auf einmal backen. 

Viel Spaß und gutes Gelingen!

 

Samstag, 21. November 2015

Müsli, Muse und Morgenstunden // Quinoa Müsli mit Pflaumen // Karotten-Apfel-Orangensaft // Ananas-Skyr-Smoothie



















Ananas-Skyr-Smoothie plus Müsli-Topping

Auch schön als Geschenk









Auf sich Achtgeben // sich Gutes tun

 
Kennt Ihr das? Morgens ist immer Hektik. Alles muß schnell gehen. Wieder zu spät aufgestanden. Ins Bad wetzen und das Nötigste erledigen. Kleider fürs Kind raussuchen und zum Anziehen antreiben, während es seelenruhig spielt. Ist eventuell schon ein bißchen länger auf als die Mama.

Während dem Brotstreichen ziehe ich mich selbst an. Meistens das vom Vortag...wenn ich es finde. Frühstück gibt’s keines. Kind frühstückt im Kindergarten und ich habe später innerlich keine Ruhe mehr dafür. Ich war allerdings noch nie ein Frühstücker...soll sich ja jetzt ändern.

Dann wird das Kind angezogen, weil es das natürlich nicht selbst gemacht hat, muß ja noch Dinos malen. Während ich meine Schuhe anziehe, muß das Kind noch unbedingt dies und das machen. Ich werde immer nervöser. Die Küchenuhr macht bedrohlich ticktack. Noch schnell die 200 g Sand aus den Kinderschuhen leeren. Schnellste Methode: Balkontür auf. Schuh raushalten. Darauf achten, dass der Sand nicht bei den Nachbarn auf den Balkon fällt. Treppe runter laufen, was nicht schwer ist, denn das Kind will eh immer (!) ein Wettrennen machen, während ich Handtasche, Beutel mit Schal, Gummistiefeln und Jause und evtl. einen Müllsack in der Hand habe. Überflüssig zu sagen, dass er immer gewinnt. Manchmal suchen wir auch noch das Auto oder den Autoschüssel oder beides.

Klingt spaßig, ist aber echt stressig. Ich will das nicht mehr so haben.

Manchmal oder auch manchmal öfter passiert es mir, dass ich mit dem Kind um halb neun oder neun einschlafe. Entweder stehe ich dann doch irgendwann noch auf, weil einige Dinge dringend erledigt werden müssen (zum Beispiel Chaos vom Morgen und vom Abend beseitigen..hahaha) oder ich lasse alles so wie es ist und schlafe einfach weiter. Nach mir die Sinnflut. Zwar bleibt einiges liegen, aber das Schönste ist der darauffolgende Morgen: Ich wache ausgeschlafen vor (!) dem Wecker auf. So um 6. Alles ist noch so friedlich und ruhig. Das Kind schläft noch tief und fest. Noch zwei Stunden bis der Kleine aufwacht oder ich ihn wecken muß. Ist auch so ein Langschläfer. Unendlich viel Zeit also - nur für mich. Ok, oder für den Haushalt und solche Dinge.

Was man da alles machen kann. Einfach entspannt in den Tag starten zum Beispiel. Erst mal ein bißchen Ordnung machen. Dann eine heiße Zitrone kochen. Diese auf dem Sofa sitzend trinken, aus dem Fenster schauen und sich auf den Tag freuen. Den Alten einfach abstreifen und heute einen Neuen erleben. Emails checken. In Ruhe duschen und dann das Frühstück machen. Kind langsam aufwecken. Gemeinsam frühstücken. Zum Beispiel ein Birchermüsli mit Haferflocken, geriebenem Apfel, Joghurt, frischem Obst, Cranberries, Nüssen und Agavensirup. Das isst mein Kind zwar nicht. Aber ich. Kind kriegt zum Beispiel Brot mit Frischkäse und Kresse oder Joghurt mit Früchten. Vor einiger Zeit habe ich mal wieder eine Müslimischung selber gemacht. Im Sommer mit Quinoa, Haferflocken und Aprikosen. Jetzt so fast im Winter habe ich eine andere Mischung ausprobiert und die ist auch unglaublich lecker: Quinoa, Haferflocken, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne, Haselnüsse, getrocknete Pflaumen, Pflaumenmus, Agavensirup. Zusammen mit Joghurt und Früchten ein wahrer Genuss. So schön crunchy. Der sich nur mit Zeit ausleben läßt. Dazu noch ein selbst gepresster Karotten-Apfel-Orangen-Saft. Mein Lieblingssaft und die beste Vitaminspritze im Winter. Oder einen Ananas-Skyr*-Joghurt-Smoothie. Dazu passt das Mülsi auch hervorragend.

Mit gefällt die zweite Morgenvariante eindeutig besser. Nur wie soll ich die in Zukunft umsetzen? Eine Zeit lang gelang mir das, siehe hier. Aber das ist schon wieder eine Weile her und alte Muster haben sich wieder eingeschlichen. Ich bin immer noch eine Nachteule. Ich liebe es einfach spät aufzubleiben und diese Ruhe zu genießen. (Ok, die hätte ich morgens auch, also schon mal ausgetrickst). Zeit für mich zu haben (ok, hätte ich morgens auch), ein Glas Wein trinken und lesen oder einen Film anschauen (ok, das würde ich jetzt nicht auf den Morgen verlegen). Das muß halt bis zum Wochenende warten.

So! Ich habe mir jetzt vorgenommen: Ich teste das ganze mal eine Woche lang. Und sehe dann mal, wie es mir damit geht. Ob ich meine Abende vermisse, oder nicht, wie ich mich fühle, körperlich und geistig und wie der Alltag funktioniert und so weiter. Ich bin gespannt. Auf die Veränderungen und die Verbesserungen. Und selbst wenn es dann nur für diese Woche gewesen sei oder ich es in der Zukunft nur 1-2 Woche in der Woche schaffe, ist schon etwas erreicht. Einfach ein bißchen mehr auf mich achtgeben, mir Gutes tun. Es ist nie zu spät zum Lernen.




* Skyr ist eine isländische Frischkäsezubereitung, die sehr quarkähnlich und säuerlich ist. Wollte ich mal ausprobieren und passte wunderbar in einem Smoothie.