Freitag, 17. Juni 2011

Marille, die: (landsch., österr.) Aprikose






Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass ich eine große Affinität zu Österreich habe? Ich glaube nur am Rande – beim Thema Apfelstrudel. Ach, und bei den Semmelknödeln mit Schwammerlsauce auf designsponge.

Meine Mutter kommt aus der Steiermark, ich bin in Wien geboren, habe dort studiert und ein Großteil meiner Verwandtschaft, u.a. mein Bruder, lebt in Österreich. Unschwer vorzustellen, das da was hängenbleibt, an österreichischen Lieblingsspeisen, österr. Redewendungen und Wörtern und so fort. Daher komme ich auch nicht drumherum, statt Aprikosen Marillen zu sagen. M-a-r-i-l-l-e, wie das schon klingt. Traumhaft warm und weich nach Sommer – in der Wachau. Finde ich.

Gestern habe ich 2 Kilo dieser süßen schon sehr reifen Früchtchen auf meinem Haus-und Hof-Wochenmarkt gekauft und spät am Abend noch eingekocht. Das Rezept ist wirklich einfach, das einzig Umständliche beim Marmeladeeinkochen ist das Auskochen der Gläser. Vor allem wenn man zu wenig auskocht und dann beim Einfüllen merkt, das man noch mal von vorne anfangen kann. Argh!

Zwar war ich um 0:40 im Bett und um 6:45 wieder wach, aber wir wurden mit einer frischen Marillenmarmelade auf Toast belohnt, die alle Familienmitglieder verkosten durften. Das ist es wert! Himmlisch! Noch besser auf Brötchen, ähh, Semmeln.

Tipp: Das Rezept stammt von meiner Schwägerin, die gerne etwas Marillenlikör, am liebsten Bailoni, zur Marmelade gibt. Sehr lecker. Kann aber natürlich auch weggelassen werden.



Montag, 13. Juni 2011

julius backt rhabarber-flammkuchen




Ich startete in den Sonntag mit leichter Verwirrung. Dies mag daran gelegen haben, dass mich Julius gegen 7 Uhr morgens weckte mit: „ Da, da, da“ und „ Dididi“, was soviel heißt wie: "Ich bin bereit für neue Taten". So sei es! Mama kroch langsam aus den Laken. Papa blieb im Bett. Schichtwechsel. Die Sonne schien und Julius war quietschvergnügt. Nach dem Frühstück mit Butterbrot und Himbeershake zog ich mein großes Kochbuch aus dem Regal. Vielleicht ließe sich ja die Sonntagsmorgenmüdigkeit mit Backen vertreiben. Julius verstand das als Einladung ein Bilderbuch anzuschauen, nahm seinen Schnuller und setzte sich auf meinen Schoß. Wir schauten uns viele Bilder von Erdbeeren, Heidelbeeren, Schokolade, Krapfen, Kuchen, Muffins, Obst und vielen anderen süßen Sachen an. Julius schmatzte viel beim Durchblättern und nuckelte zufrieden. In weitesgehender Übereinstimmung entschieden wir uns für einen Zwetschgen-Flammkuchen, allerdings mit Rhabarber. Der ursprüngliche Plan bestand darin das Ganze mit Dinkelmehl zu backen, ich erwischt aber das Dinkelvollkornmehl. Leider. So viel zum Thema Verwirrung.



Zuvor hatte Julius mit großer Freude mitgeholfen die Zutaten in eine große Schüssel zu schütten und zu vermischen, wobei man höllisch aufpassen muß, was man wie lange in Händen von 16 Monate alten Kleinkindern lassen kann. Schups waren 2 EL Zucker oder so im Teig. Und noch 2 EL auf dem Boden.  



Zwar fühlt sich Hefe zunächst komisch an ...


... lässt sich aber fantastisch zerkrümeln ...


Mit den Händen ist das Umrühren so schön - 


mit dem Kochlöffel aber auch!






Dem Teig hat das Zuviel an Zucker - wegen des Vollkornmehls - sehr gut bekommen, was ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht ahnte. Als der Teig glücklich an einem warmen Örtchen ruhte, gingen wir zwei in den Garten und pflückten etwas Rhabarber. In de Küche setzte ich Julius in die zweite kleinere Spüle - da saß er mit einem Jahr gerne drin und schaute mir beim Kochen zu. Jetzt fand er diesen Sitzplatz auch lustig, vor allen Dingen weil er, während ich den Rhabarber wusch, den Wasserhahn mindestens zehn Mal auf- und wieder abdrehte. Ich schälte geduldig das Gemüse, schnitt es in Stücke, während Julius schon müde ein paar Bauklötze in verschiedene Schüsseln schlichtete. Das war ungefähr der Moment, in dem mein Mann um 11:30 die Küche betrat, ausgeschlafen die Lage überblickte und seinen Sohn schnurstracks zu einem Vormittagsnickerchen nötigte.

  





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Als Julius aufwachte waren die Flammkuchen gebacken, die Fotos gemacht und die Tasche mit Jause gepackt. Los ging's in den Waldwildpark zu den Wildschweinen mit ihren Frischlingen, Mufflons und dem Dammwild, einem Bächlein, viel Grün, frische Luft, Bänke und Ruhe.

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Julius will heim. Wir auch. Bis zum nächsten Mal.
Doch hier noch das Rezept:




Montag, 6. Juni 2011

rhabarber pie mit lavendel-vanille-eiscreme












Wenn ich Rhabarberblätter sehe muß ich immer daran denken wie ich als – ich glaube Sechsjährige – mit meiner besten Freundin „Nils Holgersson und die Wildgänse“ gespielt habe. Und das kam so: im Garten meiner Eltern wuchs ganz viel Rharbarber und wenn er reif war und meine Mutter die Stiele für Blechkuchen verwendete, durften wir Kinder die riesigen gekräuselten Blätter haben, die wir uns um die Arme banden. Eigentlich war es vielmehr ein Wildgänse-Spiel als ein Nils-Holgerson-Spiel. Aber egal. Und wenn wir nach so vielem anstrengenden Fliegen und Flattern wieder gelandet waren, gab es  warmen Rhabarber-Blechkuchen mit einem Glas Milch.

Heute bin ich groß und Rhabarber wächst auch in unserem wilden Garten. Ich wickle mir nicht mehr die Blätter um die Arme, sondern trage vernünftig meine geernteten Rhabarbarstiele in die Küche. Lange habe ich überlegt, was ich daraus machen soll. Man kann so hervorragende Süßspeisen und Säfte daraus machen.

Am Wochenende habe ich mich entschieden Rhabarber-Pie zu machen, auch wenn unser Gemüse leider nicht zu der mild-säuerlichen roten Sorte „Holsteiner Edelblut“ gehört, sondern „nur“ zur Sorte „Holsteiner Blut“- schmeckt halt nicht ganz so edel. Sehr grün, sehr sauer. Von der roten Haut bleibt leider nichts übrig, die wird abgezogen. Darunter ist alles quietschgrün.

Durch den Teig meiner kleinen süßen Pies sollte eigentlich das Rot des Rharbarbers saftig leuchten. Na ja, leuchtete halt dann Grün und unterschied sich nicht wesentlich von der Farbe des Teigs. Auch wenn die Optik etwas hinterherhinkte, es schmeckte trotzdem saugut, vor allen Dingen mit der selbstgemachten Lavendel-Vanille-Eiscreme. Vor einer guten Woche habe ich ja schwer im Garten geackert und auch Lavendel in Töpfchen gepflanzt. Die Kombination ist wunderbar und das Rezept aus dem Kochbuch „Die schönsten Rezepte aus französischen Kräutergärten“ von Geraldene (!) Holt, wenn auch minimal abgewandelt - nämlich u.a. mit Vanillemark.

Rhabarber und Lavendel und Vanille und Sahne – alles zusammen der Himmel auf Erden, auch wenn ich nicht mehr Wildgans spiele.

Nachtrag: Leider muß ich hier sagen, dass ich das Rhabarber Pie Rezept aus dem Internet geladen habe, bevor ich nur daran dachte einen Blog zu schreiben, daher weiß ich nicht mehr, wer dieses tolle Rezept geschrieben hat und woher ich es habe. Wer das Rezept kennt (Original: „American Apple Pie“, auf deutsch verfasst, mit der doppelten Menge Teig) möge mir doch gerne Bescheid geben.